Pflanzenphysiologie

[728] Pflanzenphysiologie (Phytophysiologie), die Lehre von den Lebenserscheinungen des Pflanzenkörpers. Sie sucht jeden Lebensvorgang als eine kausale Verkettung chemischer und physikalischer Vorgänge zu verstehen und hat die Aufgabe, die Bedeutung und die Verwendung der in der Natur gegebenen elementaren Mittel und Kräfte für den Bau und den Lebensbetrieb der Pflanzen zu erforschen. Der Natur der Probleme entsprechend, beruht die Forschung in der P. hauptsächlich auf Experimenten unter Anwendung chemischer und physikalischer Untersuchungsmethoden. Im wesentlichen stellen sich alle Lebensvorgänge des[728] Pflanzenkörpers als ein Stoff- und Kraftwechsel dar, nach der äußern Form der Erscheinung, die das Endresultat des Lebensvorganges bildet, und nach der Bedeutung, die dieselbe für den Organismus besitzt, kann man zwei wichtige Gruppen der Lebensvorgänge unter, scheiden, nämlich das vegetative Leben, d.h. die Gesamtheit aller Lebensvorgänge, die sich auf die Ausgestaltung und Erhaltung des Pflanzenindividuums beziehen, und die Fortpflanzung, d.h. die Summe der Lebenserscheinungen, auf denen die Neubildung von Individuen und damit die Erhaltung und Weiterbildung der Pflanzenart beruht. Die wichtigsten Vorgänge des vegetativen Lebens sind die Ernährung, das Wachstum und die Bewegungserscheinungen. Die Fortpflanzung besteht entweder in der Ausbildung von Zellen oder Zellgruppen, die, von der Mutterpflanze abgelöst, zu selbständiger Entwickelung gelangen, oder sie beruht auf der Ausbildung von Geschlechtsorganen, aus denen als das Verschmelzungsprodukt zweier Zellen der Anfang einer neuen Generation hervorgeht. Die Kräfte, die bei der Unterhaltung der Lebensvorgänge im Pflanzenkörper tätig sind, werden zum Teil als Spannkräfte besonders als chemische Energie mit den Nahrungsmitteln in den Pflanzenkörper eingeführt, zum Teil durch die Wirkung äußerer Naturkräfte im Pflanzenkörper, wie z. B. des Lichtes bei der Assimilation der Wärme bei der Transpiration, gewonnen. Die Überführung der Spannkraft in lebendige Kraft wird im wesentlichen durch die Atmung bewirkt. Vgl. Sachs, Vorlesungen über P. (Leipz. 1882); Pfeffer, Pflanzenphysiologie (2. Aufl., das. 1897–1904, 2 Bde.); Detmer, Das pflanzenphysiologische Praktikum (2. Aufl., Jena 1895) u. Das kleine pflanzenphysiologische Praktikum (2. Aufl., das. 1905); Jost, Vorlesungen über P. (das. 1904); Czapek, Biochemie der Pflanzen (das. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 728-729.
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