[887] Charleroy (Charleroi, spr. scharl'rŭá), Hauptstadt eines Arrondissements in der belg. Provinz Hennegau, am linken Ufer der Sambre und an der Vereinigung der Eisenbahnlinien nach Brüssel, Mons, Maubeuge, Chimay, Mézières, Namur, Hasselt, Löwen, 2 km von dem gleichnamigen, nach Brüssel führenden Kanal, zerfällt in die Vorstadt, die Oberstadt, die Unterstadt und Entre-deux-villes, beide letztere durch eine massive Brücke über die Sambre verbunden. Die Festungswerke, welche die Oberstadt umgaben, hat man seit 1866 in Promenaden verwandelt. C. zählt (1900) 24,460 Einw. Bedeutend ist die durch die ergiebigen Steinkohlengruben der Umgegend hervorgerufene Industrie, vornehmlich Erzeugung von Maschinen, Glas- und Eisenwaren (Schienenschrauben, Bolzen, Hakennägel etc), sowie der Handel mit Eisen, Steinkohlen, Vieh und den Produkten der Industrie. C. hat ein Athenäum, eine Gewerbeschule und ein archäologisches und mineralogisches Museum. Etwa 1 km von der Stadt liegt Couillet (s.d.); andre Orte mit Kohlengruben und Eisenindustrie, wie Gilly, Jumet, Châtelet, Montignies etc., befinden sich in der Nähe. Die Bevölkerung ist in der Umgebung von C. so dicht gedrängt, daß etwa 2000 Einw. auf 1 qkm entfallen. Bei dem Ort Aiseau, 12 km von C. entfernt, sind 1875 Überreste einer römischen Villa mit unterirdischen Heizgewölben ausgegraben worden. C., ursprünglich Charnoy, eine der jüngsten belgischen Städte, 1666 von den Spaniern angelegt, befestigt und nach König Karl II. benannt, 166768 im Besitz Ludwigs XIV., der durch Vauban die Befestigungen vollenden ließ, ward auch in den spätern Kriegen Frankreichs mit Spanien und Österreich wiederholt belagert und erobert, da es die Sambrelinie deckt. Am 25. Juni 1794 kam der Platz nach langer Belagerung in die Hände der französischen Republik. Die hierauf geschleiften Festungswerke wurden seit 1815 wiederhergestellt, in neuester Zeit aber endgültig beseitigt.