Chevy Chace

[14] Chevy Chace (spr. tschéwwi tschĕß), d. h. Jagd auf den Cheviotbergen, alter Name einer englischen Ballade, die mit einem Wildererzug des Earl Percy von Northumberland in den Forsten seines schottischen Nachbars Douglas anhebt, den Kampf der beiden Parteien in ritterlichster Art schildert und mit einem großen Blutbad endigt. Dies Muster einer Volksballade bezieht sich auf Ereignisse, die um 1400 stattfanden, wurde aber erst im 16. Jahrh. ausgezeichnet und dann durch Addison im »Spectator« 1709 so gerühmt, daß sich seitdem die allgemeine Aufmerksamkeit wieder auf die alte Volkspoesie zu richten begann. Die Strophe, in der diese und überhaupt die meisten der eigentlichen Volksballaden vorliegen, besteht aus zwei Langzeilen, gebunden durch Endreime. Als Beispiel mag die erste Strophe der ältesten Version folgen:


The Pércy owt of Northómbarlánde, And a vówe to Gód mayd hé,

That hé wolde húnte in the móuntains off Chéviot Within daýes thré.


Das Versmaß ist nichts andres als der aus dem Lateinischen stammende Septenar der geistlichen Dichter um 1200, mit einigen volkstümlichen Freiheiten des Rhythmus. Vgl. das Kapitel »Englische Volkspoesie« in Pauls »Grundriß der germanischen Philologie«, Bd. 2 (1892).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 14.
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