Devīsen

[848] Devīsen (franz., v. mittellat. divisa, »Unterscheidungszeichen«), Sinn- oder Wahlsprüche, namentlich die in der Heraldik und auf Orden vorkommen. In der Heraldik unterscheidet man zwei Arten von D.: sinnbildliche Figuren (Embleme), die an untergeordneten Stellen der Wappen angebracht werden (engl. badge), wie z. B. in England die weiße und die rote Rose der Häuser York und Lancaster u. a., und Wortdevisen oder eigentliche Wahlsprüche. Letztere werden meist auf fliegenden Bändern unter oder über dem Wappenschild angebracht und bestehen größtenteils in kurzen Kernsprüchen, die in Beziehung zu einer Tat, Begebenheit etc. stehen, z. B. Suum cuique (Preußen), Viribus unitis (Kaiser Franz Joseph I. von Österreich), Dieu et mon droit (England), In my defense (Schottland) oder C'est mon plaisir (Larochefoucauld), Che sarà sarà (Bedford), Ich dien' (Prinz von Wales) etc. Die D. auf Orden sind immer nur Wahlsprüche. Ein Verzeichnis der bekanntesten gibt die Textbeilage zu unsern Tafeln »Orden«. Non der Devise ist das Cri de guerre (Schlachtruf) zu unterscheiden, das ebenfalls auf fliegenden Zetteln mitunter bei Wappen angebracht wird (vgl. Cri). Es bezeichnet das im Mittelalter übliche Feldgeschrei, an dem die kämpfenden Parteien sich erkannten. Hierzu ist zu zählen das bekannte: Hie Welf! Hie Waiblingen!, ferner das Montjole Saint-Denis (Frankreich), Haro Haro (Normannen) und das türkische Allah il Allah. Bei deutschen Wappen kommen D. seltener und fast nur bei solchen des hohen und höchsten Adels vor. Häufiger werden sie bei französischen und am meisten bei englischen Wappen angetroffen. Bei Festen pflegte man im Mittelalter D. an Triumphbogen, auf Fahnen, Schiffen u. wie später auch an Türen und Decken der Häuser anzubringen. Übrigens erscheinen schon in den »Sieben Helden vor Theben« von Äschylos die Kämpfer alle mit D. auf ihren Schilden, und Gleiches wird von Xenophon über die Schilde der Lakedämonier und Sikyonier berichtet. Eine große Rolle spielen die D. auch in den alten Stammbüchern. Vgl. v. Radowitz, Die D. und Mottos des spätern Mittelalters (Stuttg. 1850); Chassant, Dictionnaire des devises historiques et héraldiques (Par. 1878, 3 Bde.; Supplement 1896); Dielitz, Die Wahl- und Denksprüche, Feldgeschreie etc. (neue Ausg., Frankf. 1887); Löbe, Wahlsprüche, D. und Sinnsprüche deutscher Fürstengeschlechter des 16. und 17. Jahrhunderts (Leipz. 1383); de Porta, Die D. und Motto der Habsburger (Wien 1887); Krebs, Mottos und D. des Kriegerstandes (das. 1896). – In der Konditorei sind D. kleine allegorische oder symbolische Figürchen von gewöhnlichem Teig, in denen Zettel mit D. enthalten sind. In der kaufmännischen Sprache sind D. Wechsel auf ausländische Plätze, daher die Bezeichnungen Devisengeschäft als Au- und Verkauf solcher Wechsel, und Devisenmarkt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 848.
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