Dreisinnige

[189] Dreisinnige, blinde Taubstumme. Während es für viersinnige Kinder, d.h. blinde oder taubstumme. eine durch Erfahrung bewährte Unterrichtsmethode gibt, erscheinen die Hindernisse, die der geistigen Erziehung Dreisinniger entgegenstehen, fast unüberwindlich. Dennoch ist es gelungen, auch mit solchen, fast ausschließlich durch Tastsinn und Muskelgefühl, in geistige Wechselwirkung zu treten und sie zu einer der Hauptsache nach gesunden Beurteilung ihrer selbst und ihrer Umgebung anzuleiten. So kam die dreisinnige Laura Dewey Bridgman (geb. 21. Dez. 1829 in Hanover, New Hampshire, gest. 24. Mai 1889 in Boston) 1837 in die von Samuel Howe (1801–76) geleitete Blindenanstalt zu Boston, mit der sie bis zu ihrem Tod eng verbunden blieb. Mit ihrem Bildungsgang und dessen körperlichen Voraussetzungen beschäftigten sich von verschiedenen wissenschaftlichen Standpunkten aus: Stanley-Hall (1879, physiologisch), Jerusalem (1890, psychologisch), Donaldson (1891, anatomisch). Auch in Deutschland, Frankreich etc. ist ähnliches an dreisinnigen Kindern versucht und erreicht worden. Vgl. Jerusalem, Laura Bridgman; Erziehung einer Taubstummblinden (2. Aufl., Wien 1891); Donaldson, Bericht über die Sektion des Gehirns der Laura BridgmanAmerican Journal of Psychology«, 1890); »Zentralblatt für die gesamte Unterrichtsverwaltung in Preußen« 1891, März; »Blindenfreund« 1892, Heft 2 u. 3; Riemann, Taubstumm und blind zugleich (Berl. 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 189.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika