Ermrich

[55] Ermrich (Ermerich, Ermanarich, Emelrich, angelsächs. Eormanric, in der Edda und Volsungasaga Jormunrekr, in der Wilkinasaga Ermenrekr), im Heldenbuch König der Ostgoten in Apulien und Oberkönig in Rom, entehrte Odilia, die Gemahlin seines Marschalls Sibich, worauf ihn dieser aus Rache überredete, seinen ältern Sohn, Friedrich, in der Wilzen Land zu entsenden, wo derselbe umkam, seinen zweiten Sohn, Reginbald, auf einem schlechten Schiff nach England zu schicken, um Schatzung einzufordern, auf welcher Fahrt derselbe ertrank, und seinen dritten, Samson, als der Unzucht mit seiner Tochter verdächtigt, zu töten. Außerdem bewog Odilia den König, die Söhne seines Bruders Harlung, die Harlungen, henken zu lassen und einen andern Neffen, den berühmten Helden Dietrich von Bern, zur Flucht nach Hunnenland zu zwingen. Mit Hilfe Etzels schlug Dietrich jedoch den König samt Sibich in der Rabenschlacht und ward sein Nachfolger. Nach der alten Übersicht des Sagenkreises im Heldenbuch wurde E. von seinem erbittertsten Gegner, dem getreuen Eckart, erschlagen. Übrigens laufen die Sagen des Heldenbuches, der Wilkinasaga (die Sibich Sifka nennt) etc. verschiedenartig auseinander (vgl. Jormunrek). Ein niederdeutsches Gedicht: »Koninc Ermenrikes dot« (hrsg. von Gödeke, Hannov. 1851; wieder abgedruckt in Hagens »Heldenbuch«, Leipz. 1855), besingt in der Nibelungenstrophe kurz, aber volksmäßig frisch das Ende Ermrichs. Die historische Persönlichkeit, die dem E. der Heldensage zugrunde liegt, ist König Hermanrich (s.d.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 55.
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