Gottesfreunde

[175] Gottesfreunde nannten sich die Mitglieder eines in der ersten Hälfte des 14. Jahrh. gebildeten religiösen Bundes, der sich besonders am Rhein, in der Schweiz und in Schwaben ausbreitete. Zweck des Bundes war, in Zurückgezogenheit und Armut die Grundsätze der Mystik (s. d.) praktisch zu üben und das religiöse Leben zu vertiefen. Als Häupter der G. können Tauler, Suso, Heinrich von Nördlingen (s. d.) u.a. gelten. »Der große Gottesfreund im Oberland«, dessen geheimnisvolle Persönlichkeit man in dem 1387 oder 1408 zu Wien verbrannten Nikolaus von Basel (so Schmidt) oder in dem Einsiedler Johann von Chur (so Jundt) entdeckt zu haben glaubte, ist nur eine Erfindung des originellsten unter den Gottesfreunden, des Straßburger Kaufmanns Rulman Merswin (s. d.). Vgl. C. Schmidt, Die G. im 14. Jahrhundert (Jena 1854) und Nikolaus von Basel (Wien 1866); Jundt, Les Amis de Dieu (Straßb. 1879); Denifle, Taulers Bekehrung (das. 1879; dazu »Zeitschrift für deutsches Altertum«, 1880 u. 1881); Preger, Geschichte der deutschen Mystik im Mittelalter, Bd. 2 u. 3 (Leipz. 1881 u. 1892); Lauchert, Des Gottesfreundes im Oberlande Buch von den zwei Mannen (Bonn 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 175.
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