Gozzŏli

[193] Gozzŏli, Benozzo, eigentlich Benozzo di Lese, ital. Maler, geb. 1420 in Florenz, gest. daselbst 1498, lernte bei Fra Angelico und begleitete diesen 1446 nach Nom und 1447 nach Orvieto, wo er bis 1449 tätig war, begab sich von da nach Montefalco, wo unter anderm die Himmelfahrt der Maria, die dem heil. Thomas ihren Gürtel überreicht (jetzt im Lateran zu Rom), entstand, ein ausgezeichnetes, noch ganz vom Geist seines Meisters erfülltes Bild. Ferner malte er in San Francesco daselbst 1452 den Freskenzyklus mit der Legende des Heiligen. Um 1456 wandte er sich nach Florenz, wo er die Kapelle des Palazzo Medici (später Riccardi) mit Fresken (Zug der heil. drei Könige) versah. 1463–64 verweilte er in San Gimignano, wo er unter anderm den großen Freskenzyklus aus dem Leben des heil. Augustin für die Kirche Sant' Agostino malte, seit etwa 1468 in Pisa, wo sein Hauptwerk, 23 Szenen aus dem Alten Testament, im Campo santo entstand, woran er 16 Jahre lang, bis 1485, arbeitete. Von diesen Bildern ist das der Trunkenheit Noahs sprichwörtlich geworden, sofern man nach der den entblößten Noah durch vorgehaltene Finger ansehenden Tochter des Patriarchen eine Person, die Schamhaftigkeit heuchelt, mit dem Namen Vergognosa di Pisa bezeichnet. Von seinen seltenen Tafelbildern sind hervorzuheben: Madonna mit vier Heiligen (1456, Pinakothek in Perugia), die thronende Madonna mit vier Heiligen (1461, London. Nationalgalerie) und der Triumph des heil. Thomas von Aquino (Paris, Louvre). Ohne Originalität und genügende Kenntnis der Form, wußte G. seinen Kompositionen dennoch durch Anmut der Aufsassung großen Reiz zu verleihen. Vgl. Wingenroth, Die Jugendwerke des Benozzo G. (Heidelb. 1897); Stokes, Benozzo G. (Lond. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 193.
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