Grasmücke

[242] Grasmücke (Sylvia Lath.), Gattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel, der Familie der Sänger (Sylviidae), schlanke Vögel mit konischem, schlankem Schnabel, mäßig langen Flügeln, kurzem oder mittellangem, breitem, abgerundetem Schwanz und starken, kurzen Läufen. Sie sind sehr munter, bewohnen meist Gebüsch, kommen selten auf den Boden, fliegen schlecht, fressen Beeren, Obst, in Südeuropa besonders Feigen, sind aber durch Vertilgung von Insekten überwiegend nützlich. Die Sperbergrasmücke (geschuppte, spanische G., großer Feigenfresser, S. nisoria Bechst.), 18 cm lang, 29 cm breit, oben olivenbraungrau, unten grauweiß, mit dunkelgrauen Mondflecken, findet sich hier und da vom südlichen Schweden bis Norditalien, ostwärts bis Turkistan, geht im Winter bis Nordafrika, lebt bei uns vom Mai bis September an buschigen Ufern größerer Flüsse, nistet hier etwa im über dem Boden und legt Mitte Mai bis Juli 4–6 grauweiße, grau und braun gefleckte Eier. Sie singt ausgezeichnet und wird in der Gefangenschaft sehr zahm. Der Meistersänger (Sängergrasmücke, Orpheussänger, S. orphea Temm.), 17 cm lang, 25 cm breit, oben aschgrau, auf dem Rücken bräunlich angeflogen, auf dem Kopf und Nacken matt schwarz, unten weiß, seitlich der Brust licht rostfarbig, Schwingen und Steuerfedern schwarzbraun; bewohnt Südeuropa, Belgien, Frankreich, Nordafrika und Westasien, geht im Winter bis Mittelafrika, erscheint selten bei uns, lebt und nistet auf Eichbäumen, legt 5 weiße oder grünlichweiße, violettgrau und gelbbraun gefleckte Eier (s. Tafel »Eier I«, Fig. 31) und singt vorzüglich. Die Gartengrasmücke (S. simplex Lath.), 16 cm lang, 25 cm breit, oben olivengrau, unten hellgrau, an der Kehle und am Bauch weißlich; Schwingen und Schwanz sind olivenbraun. außen schmal fahlgrau gesäumt; bewohnt Europa und Kleinasien, geht im Winter bis Westafrika, weilt bei uns vom Mai bis September, bevorzugt den Wald, findet sich aber auch in buschreichen Gärten, nistet in Büschen und auf kleinen Bäumen, legt im Mai bis Juli 5–6 stark variierende, meist rötlichweiße, braun, grau und weiß gefleckte und marmorierte Eier, halt sich im Käfig sehr gut und gehört zu den besten deutschen Sängern. Die Zaun-, Haus- oder Klappergrasmücke (Müllerchen, Weißkehlchen, S. curruca L.), 14 cm lang, 21 cm breit, der Gartengrasmücke ähnlich gefärbt, lebt in fast ganz Europa und einem großen Teil Asiens, geht im Winter bis Nordafrika, weilt bei uns vom April bis September in Gärten, Gebüschen, auch in Städten und im Wald, ist äußerst munter und anmutig, nistet im Mai bis Juli in niedrigem Gebüsch (Dorngesträuch, Stachelbeerbüschen), legt 4–6 weiße oder bläulichgrüne, grau und gelbbraun gefleckte Eier (s. Tafel »Eier I«, Fig. 30), hält sich gut im Käfig uno wird sehr zahm. Der Plattmönch (schwarzköpfige G., Monch, Nonne, Schwarzplättchen, Kardinälchen, Klosterwenzel, S. atricapilla L. s. die Tafel »Stubenvögel I«, Fig. 3), 15 cm lang, 21 cm breit, oben grauschwarz, unten hellgrau, an der Kehle weißlichgrau, im Alter auf dem Scheitel tiefschwarz, das Weibchen rotbraun; bewohnt Europa, Westasien, Nordafrika, überwintert schon in Südeuropa, geht aber auch bis Innerafrika, lebt bei uns vom April[242] bis September in Wäldern, Gärten und im Gebüsch, nistet im Mai und im Juli in dichtem Gebüsch, legt 4–8 fleischfarbene, dunkel gezeichnete Eier (s. Tafel »Eier I«, Fig. 53), singt ausgezeichnet und wird in der Gefangenschaft sehr zahm; am schönsten singen die aus Fichtenwäldern des Gebirges stammenden. Die Dorngrasmücke (Wald- oder Nachtsänger, Heckengrasmücke, Weißkehlchen, S. sylvia L.) ist 15 cm lang, 22 cm breit, schlank und langschwänzig, oben rötlich erdbraun, am Oberkopf und Hinterhals braungrau, Kehle weiß, die übrige Unterseite zart fleischrötlich, an den Seiten rostbräunlich, Schwingen olivenbraun, Schwanzfedern dunkelbraun; bewohnt Europa und Westasien, geht im Winter bis Nordafrika und Nordindien, weilt bei uns vom April bis September, bevorzugt Dorngebüsch, nistet in Büschen, im Ried- oder langen Gras und legt im Mai bis Anfang Juli 4–6 in der Färbung stark variierende Eier (s. Tafel »Eier I«, Fig. 52), singt angenehm, wird aber seltener im Käfig gehalten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 242-243.
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