Hebräerbrief

[27] Hebräerbrief (Brief an die Hebräer), ein anonym überliefertes biblisches Schriftstück, das zuerst die alexandrinischen Kirchenlehrer auf den Apostel Paulus zurückführten, und das die Kirche als 14. Brief dieses Apostels in den Kanon gesetzt hat, trotzdem sprachliche und sachliche Gründe jeden Gedanken an paulinische Abfassung ausschließen. In Luthers Bibel steht es erst zwischen den »katholischen« Briefen. Der unbekannte Verfasser, der wahrscheinlich um 85 von Ägypten nach Rom geschrieben hat, ist ein paulinisierender Christ von alexandrinischer Bildung, der älteste Vertreter der ins Christliche übersetzten Weltanschauung Philons (s. d., auch Art. »Alexandrinische Schule« und »Himmel«), seine Absicht, den Lesern im Christentum die Erfüllung dessen darzustellen, was im Judentum nur als Schatten (Kap. 8,5; 10, i) vorhanden ist. Von ältern Arbeiten vgl. Bleek, Der Brief an die Hebräer (Berl. 1828–40, 3 Bde.), und Riehm, Der Lehrbegriff des Hebräerbriefes (2. Aufl., Basel 1867), von neuern Kommentaren die von Westcott (3. Aufl., Lond. 1903), v. Soden (2. Aufl., Freiburg 1892), Weiß (6. Aufl., Götting. 1897); ferner Milligan, The theology of the epistle to the Hebrews (Lond. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 27.
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