Igor

[747] Igor, Fürst von Nowgorod-Sjewersk, Sohn des Fürsten Swjatoslaw II. von Tschernigow, geb. 1151, gest. 1202, spielt in der Geschichte der altrussischen Nationalpoesie eine nicht unbedeutende Rolle durch[747] ein episch-lyrisches Gedicht, das »Lied vom Heereszug Igors« (»Slovo o polku Igorevê«), das Igors unglücklichen Feldzug gegen die Polowzer (1185) besingt und von hohem Alter sein muß. Dies Igorlied, von einem unbekannten Verfasser (vielleicht einem Kampfgenossen im Gefolge Igors) herrührend, wurde 1795 von dem Grafen Alexej Mußin-Puschkin in einer aus dem 14. (nach Neuern aus dem 16.) Jahrh. stammenden Handschrift, die sich im Besitz eines Klosters in Jaroslaw befand, aufgefunden und zuerst 1800 in Moskau veröffentlicht. Das Original ging bei dem Brande von Moskau 1812 mit der reichen Bibliothek des genannten Grafen zugrunde. Eine andre Abschrift mit mancherlei Varianten wurde 1864 unter den Papieren der Kaiserin Katharina II. aufgefunden und von Pekarskij (Petersb. 1864) veröffentlicht. Von den zahlreichen Ausgaben des Gedichts erwähnen wir die von Hattala (mit böhmischer Übersetzung, Prag 1858), von Ogonowski (Lemb. 1876), von Tichonrawow (2. Aufl., Mosk. 1868), von Potebnja (Kiew 1878) und von Abicht (Leipz. 1895). Unter den deutschen Übersetzungen gibt die von Wolfsohn in seiner »Schönwissenschaftlichen Literatur der Russen« (mit kritischen Anmerkungen, Leipz. 1843) den Geist und die Form des Gedichtes am treuesten wieder; andre lieferten A. Boltz (mit Originaltext, Grammatik und Glossar, Berl. 1854) und v. Paucker (mit Einleitung und Anmerkungen, das. 1884). Einen reichhaltigen sprachlichen und sachlichen Kommentar über die merkwürdige Dichtung veröffentlichte auch Fürst Wjasemskij in seinen »Bemerkungen zum Igorlied« (russ., Petersb. 1875).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 747-748.
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