Kalte Nadelarbeiten

[497] Kalte Nadelarbeiten (franz. Pointe sèche, engl. Dry point), in der Kupferstecherkunst das Verfahren, mit der Radiernadel nicht in den Wachsgrund zu schneiden und dann zu ätzen, sondern mit der Stahlnadel oder auch mit einem Diamant das Kupfer selbst zu ritzen. Daher auch trockene Nadel und geritzte Manier genannt. Diese Arbeiten wurden früher meist nur zur Vollendung der Platten vorgenommen, sind aber bei den modernen Radierern sehr beliebt geworden, weil sie die künstlerische Handschrift unverfälscht wiedergeben. Da sie übrigens weniger tief in die Platten eindringen als die Grabstichelarbeiten und das Ätzwasser, so pflegen sie bei spätern Abdrücken mehr oder weniger zu verschwinden. Von Dürer existieren bereits einige Blätter, die bloß mit der kalten Nadel durchgeführt sind, andre von Rembrandt etc.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 497.
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