Klumpfuß

[161] Klumpfuß (Knollfuß, Dahlfuß, Talipes varus), eine Deformität, bei der sich der Fuß so um seine Längenachse dreht, daß sich der innere Fußrand erhebt, der äußere nach unten weicht und die Fläche der Sohle mit dem Rücken des Fußes mehr oder weniger senkrecht zu stehen kommt. Der Fuß steht also auf seiner äußern Kante. Die Zehen sind stark gebogen, der Rücken des Fußes ist mehr konvex, die Fußsohle mehr konkav, die Ferse in die Höhe gezogen und nach innen gerichtet, so daß sie den Boden nicht berührt. Auf dem Rücken des Fußes ragt der Kopf des Sprungbeins stark hervor; die Achillessehne ist bedeutend gespannt. Die Kranken können nicht mit der Fußsohle auftreten, sondern nur mit dem äußern Fußrand und zwar mit dessen mittlerm Teil, wo sich gewöhnlich eine bedeutende Schwiele befindet. Das Übel ist in der Regel angeboren, kann sich aber auch nach der Geburt entwickeln, wenn z. B. der Fuß infolge Entzündung des Bandapparates, der Muskeln oder infolge Bruches oder Verrenkung des Fußwurzelknochens etc. längere Zeit in einer bestimmten Lage gehalten und dadurch das Gleichgewicht zwischen Streck- und Beugemuskeln aufgehoben wird. Die Behandlung erstrebt Wiederherstellung des natürlichen Antagonismus zwischen den betreffenden Muskelgruppen und Geraderichtung des Fußes durch mechanische Vorrichtungen, wobei die subkutane Durchschneidung der widerstrebenden Muskeln und Sehnen gewöhnlich vorweg vorgenommen werden muß. Um den Fuß in seiner normalen Stellung zu erhalten oder ihn allmählich in dieselbe zurückzuführen, sind verschiedene Verbände und Maschinen angegeben worden, unter denen die mit einem festen Schuh versehene Klumpfußmaschine die bekannteste ist. Zweckmäßig ist es auch, um die Operation möglichst leicht und vollkommen auszuführen, die Achillessehne und zuweilen auch das Fußsehnenblatt (die Plantaraponeurose) zu durchschneiden. Dann wird der Fuß mit Gewalt durch die Hände des Operateurs in die richtige Stellung gebracht, wobei die verbogenen Knochen oft mit hörbarem Krachen auseinander gesprengt werden müssen. Zuletzt wird eine starke Rückwärtsbiegung des Fußes erzwungen. Nach der Geradrichtung wird der Fuß mit einem leichten Verband umhüllt und der Patient möglichst bald zum Gehen gebracht. Vgl. J. Wolff, Über die Ursachen, das Wesen und die Behandlung des Klumpfußes (Berl. 1903); Hoffa, Die moderne Behandlung des Klumpfußes (Münch. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 161.
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