Knochenabszeß

[178] Knochenabszeß, eine im Knochen vorkommende, begrenzte und nicht vom Absterben des Knochens oder einzelner Teile desselben (Nekrose) begleitete Eiterung, die meist junge Männer oder Knaben in der Pubertätszeit befällt und in der Regel im Schienbeinknochen, und zwar in der Gegend der Epiphysenlinie, d. h. an der Stelle, wo der Knochenschaft in die Gelenkenden (Epiphysen) übergeht, selten im Oberschenkelknochen, noch seltener in andern Knochen auftritt. Dieses begrenzte Auftreten der Knochenabszesse ist in der Art ihrer Entstehung begründet. Nimmt nämlich der Organismus irgendwoher Mikroorganismen in seine Blutbahn auf, so finden diese an den Epiphysenlinien noch nicht Erwachsener eine besonders günstige Stelle für eine Ablagerung, weil sich dort die Kapillarbahnen in eigenartiger Weise verengern. Die sich dort einkeilenden Mikrobien erregen als Fremdkörper eine schließlich zur Eiterung führende Entzündung, die, sich auf die Oberfläche des Knochens fortpflanzend, auch zu einer Knochenhautentzündung führt. Infolge der letztern ist denn auch die Stelle des Abszesses auf Druck schmerzhaft, während außerdem anfangs intermittierende, nachts besonders sich steigernde, zuletzt aber ununterbrochene, sehr heftige, reißende Schmerzen im Innern des befallenen Knochens auftreten. Die Behandlung des Abszesses besteht in Spaltung der Weichteile, Trepanation des Knochens zur Bloßlegung der Eiterhöhle, Ausspülung derselben mit antiseptischen Mitteln und Ausstopfen mit Jodoformgaze, bis die Höhle sich durch Granulation geschlossen hat. Überläßt man den K. sich selbst, so kann er in das benachbarte Gelenk durch-, in seltenen Fällen auch wohl nach außen aufbrechen.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 178.
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