Knochenarbeiten

[178] Knochenarbeiten (Beinarbeiten), Waren aus Rinds-, Pferde- und Hirschknochen, aus Hasenbeinen,[178] Gänseflügelknochen etc.; im weitern Sinne rechnet man auch Elfenbeinarbeiten zu den K. Hirschknochen, die sehr sein und weiß sind, liefern seine Beinware, wie die Plättchen auf Klaviertasten. Hasenknochen aus den Läufen verarbeitet man zu Wild- und Jagdrufen, die Flügelknochen der Gänse zu Vogelpfeifen u. dgl. Die Knochen werden ausgekocht und gebleicht, mit einer ungeschränkten Säge (Beinsäge) zugeschnitten und mit einem scharfen Beil (Beinhacke) behauen. Die Bearbeitung erfolgt mittels Sägen, Raspeln, Feilen, Bohrern, Gravieren, Drechseln, Fräsen u. dgl. Glanz und Glätte bringt man durch Schleifen mit Glaspapier, Schachtelhalm, Bimsstein und Polieren mit nasser Schlämmkreide oder Kalk mit Seife hervor. Zum Färben dienen Anilinfarben. Vor dem Färben muß man die Ware vom Fett befreien. Zum Ätzen benutzt man konzentrierte Schwefelsäure, nachdem man auf die zu ätzende Stelle erst einen Ätzgrund gebracht hat. Farbige Ringe oder Kreise werden auf der Drehbank hervorgebracht, indem man die Arbeit mit dem Spitzstahl hinreichend tief einsticht und mit farbigem Siegellack dadurch ausfüllt, daß man an die schnell umlaufende Arbeit ein Stückchen desselben stark andrückt, das sich erhitzt und in die Vertiefung eindringt. Für eine zweite Farbe in der Nähe eines schon ausgefüllten Kreises muß leichter flüssiges Wachs angewendet werden. Vergilbte Beinarbeiten werden wie Elfenbein gebleicht. Berühmt sind die K. von Geislingen im Württembergischen und von Nürnberg. Vgl. Andes, Die Verarbeitung des Horns, der K. etc. (Wien 1885).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 178-179.
Lizenz:
Faksimiles:
178 | 179
Kategorien: