Kohäsionsfiguren

[227] Kohäsionsfiguren (Gleichgewichtsfiguren) bilden sich aus Flüssigkeiten, die der Schwerkraft entzogen sind, durch das Streben der Molekularkräfte[227] (der Kohäsion), die kleinste Oberfläche herzustellen. Eine Ölmasse in einem Gemisch von Alkohol und Wasser von gleichem spezifischen Gewicht rundet sich zu einer Kugel und kann mittels zweier Drahtringe, an denen sie adhäriert, zu einem Zylinder ausgezogen werden, der an beiden Enden von Kugelsegmenten begrenzt ist. Wird eine vertikale Drahtachse, an der die Ölkugel adhäriert, gedreht, so plattet sich die Kugel vermöge der Zentrifugalkraft an den Polen ab, beim raschern Drehen wird sie von unten und oben hohl und dehnt sich immer mehr in horizontaler Richtung aus; endlich trennt sie sich von der Achse und verwandelt sich in einen frei schwebenden Ring, der zuletzt in einzelne Ölkugeln zerfällt (Versuche von Plateau). Taucht man Drahtgerüste, welche die Kanten von Polyedern (z. B. Tetraeder, Würfel, Oktaeder) darstellen, in Seifenwasser und zieht sie langsam heraus, so bildet die an den Kanten haftende Seifenlösung dünne ebene Häutchen, die innerhalb des Gerüstes sich in scharfen geradlinigen Kanten durchschneiden. Bei diesen ebenfalls von Plateau angegebenen Gleichgewichtsfiguren ist schon wegen der geringen Masse der Häutchen die Wirkung der Schwere ohne merklichen Einfluß. Tomlinson nennt K. die Figuren, die sich bei Ausbreitung von Flüssigkeitstropfen auf einer Flüssigkeit mit großer Oberflächenspannung bilden (s. Kapillarität, S. 588).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 227-228.
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