[364] Kondor (span. condór, Kammgeier, Sarcoramphus Dum.), Gattung aus der Familie der Geier (Vulturidae) und der Unterfamilie der Kondore (Cathartinae), große Vögel mit verhältnismäßig gestrecktem Leib, langen, ziemlich schmalen, zugespitzten Flügeln, langem Schwanz, starken, hohen, langzehigen Füßen, mittellangem Hals, kleinem, langem Kopf und langem, seitlich zusammengedrücktem, starkhakigem, an der Wurzel mit weicher Wachshaut bedecktem Schnabel, der beim Männchen an der Wurzel mit einem Kamm, in der Kinngegend mit einem Hautlappen verziert ist. Kopf und Oberhals sind nackt. Der K. (S. condor Less.), 1 m lang, 2,75 m breit (Männchen), ist schwarz, die äußersten Deckfedern und die aus haarig-wolligen Federn bestehende Krause sind weiß, die Armschwingen weiß gesäumt, die Schulterfedern weiß; Hinterkopf, Gesicht und Kehle sind schwärzlichgrau, der Hautlappen an der Kehle, die Hautfalten an den Halsseiten lebhaft rot, der Hals fleischrot. Der K. bewohnt die Anden Südamerikas von Quito bis 45° südl. Br., findet sich besonders zwischen 35000 m ü. M., erreicht im Flug aber Höhen von 7000 m und stürzt sich in wenigen Minuten bis zum Meere herab. Im äußersten Süden findet er sich auf den Klippen an der Küste. Er nährt sich hauptsächlich von Aas, raubt auch junge Ziegen und Lämmer, stürzt Vicuñas, Huanakos und andre Tiere in Abgründe und besitzt wenig Scheu vor dem Menschen. Er brütet einsam auf unzugänglichen Felsen und legt zwei 1011 cm lange, weiße Eier, oft auf den nackten Boden. Die Indianer fangen den K. lebend, um ihn auf alle Weise zu peinigen, und benutzen das Herz und die Schleimhaut des Magens medizinisch. Bei den alten Peruanern spielte der K. in Glaubenssachen eine große Rolle. In der Gefangenschaft, die er gut erträgt, wird er bisweilen sehr zahm. In den Urwäldern und den bewaldeten Ebenen vom 32.° südl. Br. bis Mexiko und Texas, im Gebirge nur bis 1500 m lebt der Königsgeier (S. papa Dum.), der 90 cm lang und 1,8 m breit wird, am Vorderrücken und den obern Flügeldeckfedern lebhaft rötlichweiß, am Bauch und den Unterflügeldeckfedern weiß, an den Fittichen und dem Schwanz schwarz ist; die Halskrause ist grau, Scheitel und Gesicht sind fleischrot, mit borstenartigen Federn besetzt und mit dunkelroten, rundlichen Warzen geziert. Der hohe, lappige Kamm ist schwärzlich, der Schnabel schwarz, in der Mitte rot, an der Spitze gelblichweiß, die Wachshaut gelb. Er nährt sich nur von Aas, nistet auf Bäumen und legt zwei weiße Eier.