Kotschin [1]

[542] Kotschin (engl. Cochin), britisch-ind. Vasallenstaat, an der Küste von Malabar, der Präsidentschaft Madras unterstellt, zwischen 9°48' und 10°50' nördl. Br., 3536 qkm mit (1901) 812,025 Einw., darunter 501,544 Hindu, 46,389 Mohammedaner, 173,831 Christen und 1142 Juden. Das ebene, an der Küste von schiffbaren Lagunen umsäumte Land erzeugt viel Reis und Kokospalmen (letztere liefern in Fasern, Nüssen, Kopra den Hauptausfuhrartikel), Baumwolle, Kaffee, Indigo, Betelnüsse etc.; die Wälder enthalten Tiekbäume und andre wertvolle Holzarten; Salzgewinnung ist einträgliches Monopol der Regierung. Der Radscha zahlt der englischen Regierung jährlich 20,000 Pfd. Sterl., seine Einkünfte betragen 21 Mill. Rupien. Die Militärmacht besteht aus 326 Mann mit 2 Geschützen. Das Schulwesen wird vornehmlich durch katholische und protestantische Missionen gefördert, der Staat unterhält eine höhere Schule, zwei Bibliotheken, eine Zeitung. Hauptstadt ist Ernakolam mit (1901) 21,901 Einw., der Radscha residiert in dem nahen Tripunthora; andre Städte sind Mattantscheri (20,061 Einw.), Tritchur (15,585 Einw.), Tschittur (8095 Einw.). – In der ältern Zeit teilte K. die Geschicke des südlichen Indien (vgl. Madras); 1503 gründeten in der gleichnamigen Hauptstadt die Portugiesen ihre erste Niederlassung, die aber 1662 von den Holländern genommen wurde. Mit den Portugiesen kamen die Jesuiten, die das Seminar Ambalakoddu, beim heutigen Dorf Anquamali, errichteten und dort seit 1679 in der Landessprache (Malayalam) zahlreiche Werke druckten. 1759 kam ein Teil des Landes an Travankor; 1776 wurde K. von Haider Ali von Maissur, später von seinem Sohne Tippu Sahib verwüstet. Unter diesem blieb K. bis zum Falle von Maisur. Das Tributärverhältnis besteht seit 1791; ein Aufstand 1809 mißlang.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 542.
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