[904] Kyrenaĭka, im Altertum eine reichbewässerte, fruchtbare Landschaft an der Nordküste Afrikas (s. Karte »Römisches Weltreich«), die das heutige Hochland von Barka (s. d.) in der türkischen Provinz Tripolis umfaßte. Griechische Kolonisten vom Peloponnes und den dorischen Inseln, namentlich Thera, gründeten hier im 7. Jahrh. v. Chr. Ansiedelungen, die sich mit libyschen Bewohnern zu mehreren Staaten vereinigten, anderen Spitze ein König (Battos) stand. Die berühmteste war Kyrene (s. d.), nach der die Griechen die ganze Landschaft benannten, während Barka den Mittelpunkt eines später (um 540) gegründeten libysch-griechischen Königreichs bildete. Gegen die Nomaden Libyens und gegen den Ägypterkönig (570) wußten sich die Kyrenäer mit Erfolg zu behaupten; dagegen hatten sie mit den benachbarten Karthagern harte und langwierige Kämpfe zu bestehen und wurden um 524 auch dem Perserkönig Kambyses tributpflichtig. Nach dem Sturz des Perserreichs wieder unabhängig, gründeten sie unter dem Schutze der ägyptischen Ptolemäer 321 einen Bund von fünf Staaten, die kyrenäische Pentapolis, nämlich Kyrene, dessen Hafenstadt Apollonia, Ptolemaïs (an Stelle von Barka), Arsinoë (Taucheira) und Berenike (Euhesperidä). 117 ward K. zu einem Königreich unter einem jüngern Zweige der Ptolemäischen Königsfamilie umgewandelt und fiel nach dessen Aussterben 96 v. Chr. durch Testament an die Römer, die es 67 mit Kreta zu einer Provinz vereinigten. Die noch mehrere Jahrhunderte n. Chr. andauernde Blüte des Landes wurde endlich durch die wiederholten Einfälle der Nomaden des innern Afrika, besonders aber durch die mohammedanische Eroberung im 7. Jahrh. vernichtet. Nur Berenike (jetzt arab. Benghâzi) erhielt sich als dürftige Handelsstadt. Die Blüte Kyrenaikas in Kunst und Wissenschaft während des Altertums bezeugen weniger bauliche Überreste, obgleich es auch an solchen reich ist, als seine schönen Münzen und berühmte Gelehrte, wie Aristippos, der Begründer der kyrenäischen Philosophenschule, Kallimachos, Eratosthenes und noch im 5. Jahrh. n. Chr. der Bischof Synesios. Vgl. Gottschick, Geschichte und Gründung des hellenischen Staates in K. (Leipz. 1858); Haimann, Cyrenaica (2. Aufl., Mail. 1886).[904]