Laforgue

[41] Laforgue (spr. -fórg'), Jules, franz. Dichter, geb. von bretonischen Eltern 22. Aug. 1860 in Montevideo, gest. 20. Aug. 1887 in Paris, verbrachte seine Jugend in Tarbes (Hochpyrenäen) und setzte seine Studien in Paris fort. Schon früh mußte er für sich und seine Geschwister sorgen. Er wurde durch Empfehlung des Barons Ephrussi, dem er in der Leitung der »Gazette des Beaux-Arts« als Sekretär gedient, 1881 französischer Vorleser der Kaiserin Augusta. Er verließ diese Stellung 1886, um sich mit einer englischen Sprachlehrerin zu verheiraten, starb aber bald darauf an der Auszehrung. Mit den Gedichten »Les complaintes« (1885) stellte sich L. in die erste Reihe der neuen Schule der Symbolisten. Er suchte[41] die Philosophie des Unbewußten auf die dichterische Praxis zu übertragen. Von feinster Ironie sind seine »Moralités légendaires« (1887; deutsch von Wiegler: »Sagenhafte Sinnspiele«, Stuttg. 1905) in Prosa, wo er Hamlet, Lohengrin und andre Legendenhelden modernisiert. Nachgelassene Fragmente und Briefe lassen ihn auch als scharfsinnigen Kritiker und geistreichen Aphoristen erkennen. Seine durch Fénéon und Mauclair gesammelten Werke erschienen als »Œuvres complètes« (1901–03, 3 Bde.). Vgl. C. Mauclair, Jules L. Essai (mit Vorrede von M. Maeterlinck, Par. 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 41-42.
Lizenz:
Faksimiles:
41 | 42
Kategorien: