Lecksucht

[303] Lecksucht, eine eigentümliche Ernährungsstörung beim Rind und Schaf, seltener beim Schwein, ausnahmsweise beim Pferde. Die L. wird hauptsächlich veranlaßt durch Armut des Futters an Nährsalzen, tritt daher unter bestimmten Witterungsverhältnissen (trockne Jahre) oder in gewissen Gegenden alljährlich in größerer Verbreitung auf, ist auch öfters mit Knochenbrüchigkeit (s. d.) vergesellschaftet. Im Kreise Johannisburg in Ostpreußen zeigt sie sich allgemein bei Verfütterung des an sich vorzüglichen Heues von Moorkulturwiesen, ohne daß die Ursache bisher sicher ermittelt ist. Vereinzelt entsteht sie auch aus nervösen [303] Störungen, Verdauungsleiden oder Nachahmung. Die erkrankten Tiere zeigen zunächst wechselnden Appetit, dann das Gelüst, Holz, Krippen, Wände, Kleider gierig zu belecken, später auch zu benagen. Schließlich verzehren sie unschmackhafte, widerliche Dinge (Holz, Lehm, Sand, Kalk, Dünger etc.), belecken sich selbst anhaltend, nagen sich gegenseitig die Haare ab (Wollefressen bei Schafen) und gehen an Abzehrung zugrunde. Futteränderung, wo diese ausführbar ist, bleibt das einzige Gegenmittel.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 303-304.
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