Müller-Breslau

[238] Müller-Breslau, Heinrich, Ingenieur, geb. 30. Mai 1851 in Breslau, studierte nach beendeter Teilnahme am deutsch-französischen Kriege 1870/71 bis 1875 auf der Gewerbeakademie und Universität in Berlin, wo er sich zunächst als Zivilingenieur niederließ, übernahm 1883 eine Professur an der Technischen Hochschule in Hannover und ward 1888 Professor an der Technischen Hochschule in Berlin. 1889 wurde er Mitglied der Akademie des Bauwesens, 1901 Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin. M. hat besonders durch seine erfolgreichen Forschungen auf dem Gebiete der statisch-unbestimmten Systeme bahnbrechend gewirkt und die Wissenschaft durch die Ausbildung übersichtlicher, allgemein anwendbarer Rechnungsverfahren wesentlich bereichert. Sein Ziel dabei war die planmäßige Deutung der Einflußlinien als Biegungslinien für einfache Belastungszustände. Daneben erstreckte sich seine Tätigkeit auf fast alle Zweige der Baukonstruktionslehre und auf die Bearbeitung praktischer Entwürfe für auszuführende Bauten, darunter Brückenbauten, nach eigner Erfindung hergestellte Führungsgerüste für Gasbehälter, sämtliche Konstruktionen am neuen Berliner Dom u.a. Er schrieb: »Theorie und Berechnung der eisernen Bogenbrücken« (Berl. 1880); »Die graphische Statik der Baukonstruktionen« (Bd. 1, 4. Aufl., Stuttg. 1905; Bd. 2, 3. Aufl., Leipz. 1901 ff.); »Die neuern Methoden der Festigkeitslehre« (3. Aufl., Leipz. 1904); »Zur Theorie der Windverbände eiserner Brükken« (Berl. 1903), daneben zahlreiche größere Abhandlungen (besonders in der »Zeitschrift für Bauwesen«), von denen die grundlegende Arbeit »Beitrag zur Theorie des räumlichen Fachwerks« im »Zentralblatt der Bauverwaltung« (Berl. 1891 u. 1892) hervorzuheben ist.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 238.
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