Oratorĭaner

[94] Oratorĭaner (Oratoristen, Väter oder Priester vom Oratorium, Patres Oratorii, auch Philippiner), von Filippo Neri (s. d.) 1558 in Rom gestiftete Kongregation von Weltpriestern, die ihren Namen von einem Bethaus (Oratorium) führte, darin Neri geistliche Übungen und vielbesuchte Abendandachten mit musikalischen Aufführungen (s. Oratorium) hielt. Den Namen »Priester vom Oratorium« erhielten sie erst bei der Kanonisation Neris durch Gregor XV. (1622) und verbreiteten sich bald über ganz Italien und darüber hinaus, 1847 auch nach England. Aus dem Orden gingen mehrere Kardinäle und namhafte Schriftsteller, z. B. Baronius (s. d.), Raynaldus und Newman (s. d. 1), hervor. Vgl. Marciano, Memorie istoriche della Congregazione dell' Oratorio (Neapel 1693–1702, 5 Bde.). – Verschieden davon ist die in Frankreich einheimische Kongregation der Priester des Oratoriums Jesu, 1611 nach dem Muster der italienischen durch Pierre de Berulle (gest. 1629) gestiftet und 1613 von Paul V. unter dem Namen »Kongregation des Oratoriums unsers Herrn Jesu Christi« sanktioniert. Zweck der ebenfalls nicht auf Klostergelübde verpflichteten Stiftung war, das gesunkene Ansehen der Geistlichen wieder zu heben. Der Verein verbreitete sich namentlich in Frankreich und zählte unter seinen Mitgliedern ausgezeichnete Gelehrte, wie Richard Simon, Malebranche, Thomassin, Massillon. Vgl. Perraud, L'Oratoire de France an XVII. et an XIX. siècle (Par. 1865); Lallemand, L'histoire de I'éducation dans l'ancien Oratoire de France (das. 1888).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 94.
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