Portwein

[197] Portwein, der an den portugiesischen Ufern des Douro und in den Nebentälern bis 180 km aufwärts von Porto (daher der Name) gebaute Wein, ist gewöhnlich tiefrot, von vollem, süßem, geistigem, etwas prickelndem Geschmack, sehr stark, mit 20 Proz. Alkohol, von eigentümlichem Bukett und besonders nach drei- bis vierjährigem Lagern auf Flaschen von ganz besonderm Flaschenbukett. Reiner P. mit 15 Proz. Alkohol ist hell purpurn, seinem Burgunder im Geschmack ähnlich, jedoch süßer und geistiger, kommt aber so gut wie niemals im Handel vor. P. ist ein Frühstückswein und darf nur glasweise getrunken werden. Der beste Wein wächst in dem Dreieck zwischen dem Douro und dem Rio Corgo, der Niederdouro produziert den leichtern, der Oberdouro den schwerern P., die Kultur ist eine sehr sorgfältige, die Lese findet Anfang Oktober statt. Man läßt den Most vollständig vergären, wenn man ganz trocknen Wein erhalten will, oder unterbricht die Gärung, bevor noch der Zucker vollständig zersetzt ist, durch Zusatz von Alkohol. Nach etwa 6 Monaten wird der Wein nach Porto gebracht und bisweilen durch künstliche Klärung frühreif gemacht. In der Regel läßt man den Wein mindestens zwei Jahre lagern. Er wird beim Lagern in Fässern im Alter bernsteingelb, in Flaschen setzt er eine feste Kruste an, bleibt aber rot. Früher färbte man den Wein mit Holunderbeeren; um ihn zuckerreich zu machen, setzt man eingekochten Most (Jeropiga) zu. P. wird seit 1678 ausgeführt. 1757 wurde die Alto-Douro-Kompanie gegründet, die das ihr verliehene Monopol mit kurzer Unterbrechung bis 1867 schonungslos ausbeutete. Seit 1870 sind etwa 40 Proz. der Ausfuhr gewöhnliche Landweine, die nach Brasilien gehen. England führte 1893 153,464, Deutschland nur 23,052 hl ein. Weitaus der meiste P. des Handels ist daher gefälscht. In England bildeten Portweine früher das Nationalgetränk, und es galt als Prärogativ eines Weltmanns, sechs Flaschen auf Einen Sitz zu leeren (six-bottlemen). In neuerer Zeit hat die Reblaus die Produktion vermindert, und erst seit 1877 begann sie wieder sich zu heben. Sie beträgt gegenwärtig 70–75,000 Pipen. Weißer P. ist etwas alkoholreicher (22 Proz.) als der rote und wird besonders in Rußland, Skandinavien, Deutschland, Holland etc. getrunken. Dem P. schließen sich an die Vinhos de ramo (Consumo), die in demselben Gebiete gewonnen werden. Sie sind hellrot, leicht, trocken, von angenehmem, portweinähnlichem Geschmack und enthalten 9–12 Proz. Alkohol. Man rühmt sie als vorzügliche Tischweine von kräftig tonischer Wirkung. Die stärkern Douroweine führen den Namen Maduro. Der spanische P. von Tarragona ist viel minderwertiger als echter P.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 197.
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