Radschputen

[563] Radschputen (engl. Rajpoots, im Sanskrit Radschaputra, »Königssohn«), große Hindukaste im nördlichen Indien, die ihren Ursprung auf die alte Kriegerkaste, die Kschatria, zurückführt, aber später auch andre tapfere Stämme, selbst Aboriginer (Bhil, Mina, Dschat, Mhair u. a.), in sich aufnahm. Da die R. nie aus ihrer Kaste heiraten, kam es zu ihrer großen örtlichen Verbreitung, die nur im S. und O. geringer ist. In dem Gebirgsland westlich vom Dschelam kommen sie gleich den Dschat nicht vor. Das Zentrum ihrer Macht liegt in den Staaten von Radschputana (s. d.), wo jedoch die Dschat den größern Teil der Bevölkerung ausmachen. Nach dem Zensus von 1901 betrug ihre Zahl 9,712,156. Infolge ihrer Mischung mit andern Stämmen sind sie weniger strenge Beobachter der Kastengesetze als andre Hindu, auch müssen die Brahmanen ihren Einfluß mit den als Annalisten, Genealogen und Zeichendeutern gesuchten Bhat (Tscháran) teilen. Ursprünglich die feudalen Eroberer des Westens von Hindostan, sind die R. jetzt zum kleinern Teil Großgrundbesitzer, zum größern gewöhnliche Ackerbauer; eine Abteilung, der Osvalstamm, betreibt auch Geldgeschäfte in großem Stil in den Städten Indiens. Immer sind sie von Stolz auf ihre Abstammung erfüllt und von sicherm und würdevollem Auftreten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 563.
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