Revolver [2]

[853] Revolver (engl., Drehpistole), einhändige Feuerwaffe mit drehbarer, die Patronen enthaltender Kammerwalze, die als Magazin 5–12 Patronen aufnimmt; die Drehung bringt immer eine Kammer vor den Lauf zum Abfeuern. Der R. wurde schon am Ende des 16. Jahrh. konstruiert. Mit Rücksicht auf die Bewegung der Walze sind R. mit einfacher (System Colt, 1842), fortgesetzter (Adams Deane, 1845) und doppelter Bewegung (Lefaucheux, 1850) zu unterscheiden. Bei einfacher Bewegung kann die Trommel nur bewegt werden, wenn der Hahn ausgezogen wird, bei fortgesetzter geschieht die Bewegung durch Zurückziehen des Abzugs, bei doppelter kann die Trommel sowohl durch Spannen des Hahnes als durch Zurückziehen des Abzugs bewegt werden. Alle R., die Metallpatronen verwenden, haben die doppelte Bewegung.

Fig. 1. Lefaucheux-Revolver nebst Patrone a u. b.
Fig. 1. Lefaucheux-Revolver nebst Patrone a u. b.

Verbesserungen wurden eingeführt, indem man statt Lefaucheux' Stift- und Randseuerpatrone (Fig. 1) Zentralfeuerpatronen verwendete, am hintern Ende der Trommel einen Auszieherkranz anbrachte, der beim Vorwärtskippen von Trommel und Lauf um eine im Gestell liegende Achse die Patronenhülsen auswirft (Smith u. Wesson, 1870), sowie dadurch, daß man die Trommel nach links herausschiebbar ein richtete und mit Auszieherkranz versah (Colt, 1892). –

Fig. 2. Der deutsche Revolver M/83.
Fig. 2. Der deutsche Revolver M/83.

Den Nachteil, daß zwischen Bodenfläche des Laufes und Vorderfläche der Trommel ein Zwischenraum blieb, der das Entweichen eines Teiles der Pulvergase gestattet und den sichern Eintritt des Geschosses in den Lauf erschwert, beseitigt die Konstruktion des Krupp-Grusonwerkes in Magdeburg von 1891, bei welcher der Lauf beim Spannen des Hahnes oder Zurückziehen des Abzugs nach vollendeter Drehung der Trommel in einem Patronenlager derselben zurück und über die Patronenhülse hinweg gezogen wird.

Fig. 3. Russischer Armeerevolver. Auswerfen der leeren Hülsen.
Fig. 3. Russischer Armeerevolver. Auswerfen der leeren Hülsen.

Andre Konstruktionen (Gilthay, Pieper, Garica-Reynoso, Nagant) wählten den umgekehrten Weg, den Lauf stehen zu lassen und die Trommel durch verschiedene Vorrichtungen vor dem Schuß gegen den Lauf zu drücken. – Den zurzeit noch in der deutschen Armee für Offiziere, Fahnenträger, Krankenträger, Mannschaften der Feldartillerie etc. im Gebrauch befindlichen Armeerevolver M/83 zeigt Fig. 2. Er hat 10,6 nun-Kaliber, die Entzündung der mit[853] Zentralzündung versehenen Patrone geschieht durch den Hahn, der mit seiner konischen Spitze durch eine Öffnung der Bodenplatte gegen das Zündhütchen schlägt. Ihm ähnelt der russische Armeerevolver; doch erfolgt hier das Auswerfen der abgeschossenen Hülsen durch einen Auswerferkranz wie bei Smith u. Wesson (s. oben). Fig. 3 (S. 853) zeigt ihn im Moment des Auswerfens der Patronenhülsen. Der R. hat angesichts der großen Verbesserungen der Selbstladepistolen (s. Selbstlader) keine Zukunft mehr, insbes. da das Laden zu viel Zeit in Anspruch nimmt; so haben auch alle Armeen mit der Einführung von Selbstladepistolen begonnen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 853-854.
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853 | 854
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