Rottmann

[189] Rottmann, Karl, Maler, geb. 11. Jan. 1798 in Handschuchsheim bei Heidelberg, gest. 6. Juli 1850 in München, siedelte 1822 nach München über, fand aber an dem Unterricht der Akademie wenig Befriedigung. Desto lebhafter regte ihn die nahe Gebirgsnatur an, und bald stellte er den nüchternen Erzeugnissen der ältern Schule Werke gegenüber, in denen er vor allem die Hauptformen der Landschaft zu charakterisieren und mit Linien und Farbe eine ideale Wirkung zu erzielen wußte. So ward R. der Gründer einer neuen stilisierenden Schule. Das Jahr 1826 führte ihn nach Italien, von wo er 1828 zurückkehrte. Die großartige Auffassung der nach dieser Reise ausgeführten Landschaften bestimmte König Ludwig, ihm einen Zyklus von 28 italienischen Landschaften aufzutragen, die er in den Jahren 1829–33 in den Arkaden des Hofgartens in Fresko ausführte, und in denen er die zartesten Stimmungen und die feinste Harmonie der Farben zu erzielen wußte, die aber leider durch den Einfluß des Klimas fast zerstört sind (Kartons in der Galerie zu Darmstadt). 1834 ging er im Auftrag des Königs nach Griechenland, um Studien für eine Anzahl von Landschaften zu sammeln, die unter den nördlichen Arkaden des Hofgartens ihren Platz finden sollten, aber in die Neue Pinakothek kamen. Die Ausführung erfolgte mit der von Fernbach erfundenen Enkaustik auf Zementplatten. Der Schwerpunkt dieses Zyklus von 23 Bildern liegt noch mehr als im Adel der Linien in der zauberhaften Lichtwirkung. R. war wie die übrigen Vertreter der historischen Landschaft von der plastischen Schönheit Italiens begeistert; aber darüber vernachlässigte er die Farbe nicht. Von seinen Ölbildern sind die Akropolis von Sikyon und die Ansicht von Korfu (München, Neue Pinakothek), die Quelle Kallirrhoe und die Meeresküste im Sturm (München, Galerie Schack), der Ammersee und Perugia (Berlin, Nationalgalerie) hervorzuheben. Ein Denkmal wurde ihm auf der nach ihm benannten Rottmannshöhe am Starnberger See (s. Leoni) errichtet. Vgl. Regnet in Dohmes »Kunst und Künstler«, Bd. 4 (Leipz. 1884). – Sein Bruder Leopold R., geb. 2. Okt.[189] 1812 in Heidelberg, gest. 26. März 1881 in München, war ebenfalls Landschaftsmaler, jedoch mehr Naturalist; seine Stärke lag im Aquarell.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 189-190.
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