Ruiz [2]

[247] Ruiz (spr. ruīds), Juan, der bedeutendste altspan. Dichter, gewöhnlich Erzpriester genannt, stammte aus Alcala de Henares und blühte um die Mitte des 14. Jahrh. Als Arcipreste in dem Flecken Hita (Fita) bei Guadalajara angestellt, wurde er auf Befehl des Erzbischofs von Toledo zwischen 1339 und 1352 verhaftet und beendete während dieser Gefangenschaft (1343) seine »Poesías«, ein aus über 7000 Versen bestehendes Rahmengedicht, das er selbst »Libro de buen amor« nennt und 1330 in erster Fassung abgeschlossen hatte. Mit einem Gebet zu Gott beginnend, betont er seine moralische Absicht und erzählt dann eine bunte Reihe von Geschichten, meist persönliche Erlebnisse, darunter Liebesabenteuer aller Art, untermischt mit frei erfundenen Erzählungen und Allegorien, Apologien, Fabeln und lyrischen Schmuckstücken. Die erzählenden Partien des Werkes, in denen R. den im spanischen Drama so oft verwendeten Typus der Kupplerin in der Figur einer Klosterläuferin Trota-conventos skizziert, sind in 14silbigen Alexandrinerstrophen geschrieben; das übrige ist in nicht weniger als 18 verschiedenen Versmaßen abgefaßt, so daß das Ganze ein wahres Musterbuch altspanischer Rhythmik abgibt. Dabei sind viele Lieder nicht erhalten. Die »Poesías« wurden zum erstenmal (unvollständig) von Sanchez in der »Coleccion de poesías castellanas anteriores al siglo XV«, Bd. 4 (Madr. 1790) gedruckt; dann von Ochoa (Par. 1842) und in der »Biblioteca de autores españoles«, Bd. 57 (Madr. 1864). Eine vorzügliche kritische Ausgabe beider Redaktionen besorgte Jean Ducamin (Toulouse 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 247.
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