Sankt Lorenzstrom

[564] Sankt Lorenzstrom (St. Lawrence River), der wichtigste Strom des brit. Nordamerika und einer der stattlichsten der Welt, fließt aus dem Ontariosee ab und mündet nach einem Laufe von 990 km in den St. Lorenzgolf. Wo der Strom bei Kingston den See verläßt, umschließt er in einer 64 km langen und 6–12 km breiten Ausweitung 1692 Eilande (die »Thousand Islands«), teils beliebte Sommerfrischen, teils Privateigentum reicher Amerikaner und Kanadier. Darauf bildet der Fluß die Galops-, die Plat- und die 18 km langen Long Sault-Schnellen. Über alle diese Schnellen wie über die folgenden fahren Schiffe talwärts hinab. Bis Cornwall bildet der Strom die Grenze zwischen Kanada (Ontario) und den Vereinigten Staaten (New York), dann tritt er ganz auf kan adisches Gebiet über und erweitert sich zu dem 15 km breiten See Saint Francis (s. d. 2), worauf wieder eine 32 km lange Reihe von Strom schnellen folgt, dann zum See St. Louis mit den malerischen Lachineschnellen, den kürzesten (4,8 km) und reißendsten von allen. Hier, wo der Ottawa von links her mundet, bildet der Strom mehrere Inseln, auf einer derselben liegt Montreal (688 km oberhalb der Mündung), wo auch vier Brücken, darunter die 2637 m lange Viktoriabrücke, den Fluß überspannen. Nach Aufnahme des Richelieu erweitert sich der Strom zu dem 48 km langen und 20 km breiten, künstlich auf 8,4 m vertieften St. Peters-See, worauf bald von links bei Three Rivers der St. Maurice mündet. Von Three Rivers an, bis wohin die Flut reicht, bilden die Ufer oft malerische Felswände, wie den Diamond Point, auf dem die Stadt Quebec liegt. Hier umschließt der Strom die 33 km lange, 5–8 km breite und 175 qkm große Insel Orleans, wird 16, später sogar 25 km breit, empfängt links den Saguenay und führt unterhalb Pa schal ganz salziges Wasser. Als Endpunkt seiner Mündung in den Sankt Lorenzgolf (s. d.) bezeichnen die einen Point des Monts, wo er 45 km breit ist, andre die Mingan-Inseln im N. und Kap Rosier im Süden, zwischen denen die Anticosti-Insel liegt. Schiffe von 8,4 m Tiefgang können bis Montreal hinausgehen, von dort an vermitteln Kanäle und die Kanadischen Seen den Verkehr, so daß 4,8 m tiefgehende Seeschiffe bis nach Duluth am Obern See gelangen. Oberhalb Quebec ist der Fluß gewöhnlich vom Dezember bis April (durchschnittlich 141 Tage) mit Eis bedeckt. Der untere Teil friert zwar nie ganz zu, der starke Eisgang im Frühling hindert aber die Schiffahrt fast gänzlich. Da die Kanadischen Seen zum Gebiet des St. Lorenzstroms gehören und der 260 km lange St. Louis, ein Zufluß des Obern Sees, sein Hauptquellfluß ist, hat derselbe eine Länge von 3360 km und ein Stromgebiet von 1,378,000 qkm. Nach seiner angegebenen Regulierung bildet der S. eine der wichtigsten und am stärksten befahrenen Schifffahrtsstraßen der Erde. Vgl. G. W. Browne, Saint Lawrence River, historical, legendary etc. (Lond. 1905); Dawson, Saint Lawrence, his basin and bord erlands (das. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 564.
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