Schewtschénko

[747] Schewtschénko (Szewczenko), Taras Grigorjewitsch, kleinruss. Dichter, geb. 9. März (25. Februar) 1814 als Sohn eines Leibeignen im Dorf Morinzy im Gouv. Kiew, gest. 10. März (26. Febr.) 1861 in St. Petersburg, kam 1832 zu einem Zimmermaler in St. Petersburg in die Lehre und erlangte durch Vermittelung des Dichters Shukowskij und des Malers Brülow 1838 Freilassung und Aufnahme in die Akademie der Künste. Neben der Malerei gab er sich seinen poetischen Neigungen hin und verfaßte seine schwermütigen, von einem tiefen Pessimismus erfüllten Gedichte in der Mundart seiner Heimat, der Ukraine, für deren nationales Leben und historische Erinnerungen er ein tiefes poetisches Gefühl bekundete. Eins dieser Gedichte: »Kavkaz«, worin er das Schicksal eines Freundes besang, der seiner Freisinnigkeit wegen in den Kaukasus verbannt worden war, zog ihm ein gleiches Schicksal zu: er wurde 1847 nach dem Gouv. Orenburg verwiesen, später in der Festung Nowo-Petrowsk interniert und erlangte erst 1857, dank den Bemühungen seiner Petersburger Freunde (besonders der Gräfin Tolstoi), seine Freiheit wieder. 1858 kehrte er, körperlich leidend, nach St. Petersburg zurück. S. ist als der kräftigste und nationalste Dichter der Kleinrussen anerkannt. Sein Hauptwerk ist die Sammlung »Kobzaŕ« (»Der Kobzaspieler«, 1840 u. ö.). Seine Gedichte (in Auswahl deutsch von Szpoynarowski, Czernowitz 1904–06,2 Hefte), Novellen und Erzählungen in großrussischer Sprache wurden 1888 in Kiew von der Redaktion des »Kiewer Altertums« herausgegeben. Vgl. Obrist, T. G. Szewczenko (Czernowitz 1870).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 747.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika