[347] Sensualismus (neulat.), die Annahme, daß alle Erscheinungen des Seelenlebens (Vorstellungen, Gefühle etc.) sich aus der sinnlichen Empfindung ableiten lassen und also weiter nichts sind, als mehr oder weniger zusammengesetzte Komplexe von Empfindungen. Im Gegensatz zum Intellektualismus (s. d.) leugnet der S. jede Art von seelischer Aktivität oder Spontaneïtät (Denken und Wollen bestehen ihm zufolge nur in einer besondern Form des [passiven] Empfindens) und führt demgemäß folgerichtigerweise in erkenntnistheoretischer Hinsicht zum Empirismus (s. d.), in ethischer zum Hedonismus (s. d.), wie er seinerseits eine Folge des Materialismus ist. Die hauptsächlichsten Vertreter des S. in älterer Zeit sind Condillac und Hume, in der Gegenwart ist er (als psychologische Theorie) durch Spencer, Ziehen, Münsterberg u. a. erneuert worden.