Solanazeen

[574] Solanazeen, dikotyle Familie aus der Ordnung der Personaten, einjährige und ausdauernde Kräuter und Holzpflanzen mit wechselständigen, einfachen Blättern ohne Nebenblätter und mit meist vollständigen Blüten, die einzeln oder in Wickeln stehen; Deckblätter und Blütensprosse treten häufig durch Verwachsungen in abnormen Stellungen auf.

Blüte von Mandragora.
Blüte von Mandragora.

Der Kelch ist verwachsenblätterig, meist fünfspaltig oder -teilig, bleibend und an der Frucht mehr oder weniger vergrößert. Die meist regelmäßige Krone (s. Abbildung) ist rad-, glocken-, trichter- oder präsentiertellerförmig, mit meist fünfspaltigem Saum, dessen Zipfel gefaltet, gedreht oder klappig liegen. Die fünf mit Spalten oder Poren aufspringenden Staubgefäße stehen in der Röhre der Blumenkrone abwechselnd mit den Saumabschnitten derselben. Der oberständige Fruchtknoten wird aus zwei schräg zur Mediane gestellten Karpellen gebildet und ist zweifächerig oder durch sekundäre Scheidewände unvollständig oder vollständig vierfächerig; die großen scheidewandständigen Samenleisten tragen meist zahlreiche umgewendete oder amphitrope Samenanlagen. Die Frucht ist eine Beere oder eine Kapsel. Die mehr oder weniger nierenförmigen Samen haben ein reichliches fleischiges Nährgewebe und einen halb oder ganz kreisförmig gekrümmten, seltener geraden Embryo. Die Familie zählt etwa 1600 Arten, die zum größten Teil den Tropen und demnächst den beiden gemäßigten Zonen angehören; sie zerfällt in die Unterfamilien der Nikandreen mit 3–5fächerigem Fruchtknoten, der Solaneen mit 2fächerigem Fruchtknoten, der Datureen mit 4fächerigem Fruchtknoten, der Cestreen, die sich von den vorigen Gruppen durch einen geraden oder schwach gekrümmten Embryo unterscheiden, und der Salpiglossideen, die von allen übrigen durch zygomorphe Blüten und teilweise reduzierte Staubblätter verschieden sind. Mehrere enthalten narkotische Alkaloide und sind wichtige Arznei- oder gefährliche Giftpflanzen (Hyoscyamus, Datura, Atropa, Solanum, Nicotiana, Duboisia); andre, wie die Kartoffel (Solanum tuberosum), sind namentlich wegen ihres Gehalts an Stärkemehl wichtige Nutzpflanzen oder liefern eßbare Früchte, wie die tropische Eierpflaume (von Solanum Melongena) und die aus Peru stammenden Tomaten (von Lycopersicum esculentum); die Früchte von amerikanischen Capsicum-Arten enthalten äußerst scharfe Stoffe (Cayennepfeffer, Paprika). Nur zweifelhafte Reste von S. sind fossil in Tertiärschichten gefunden worden (Solanites).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 574.
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