Steine [1]

[898] Steine (Bausteine), Gesteine verschiedener Art, die meist zu Bauzwecken dienen. Soweit sie sich nicht als Trümmer in der Nähe größerer Felsmassen, als Rollsteine, Geschiebe oder erratische Blöcke vorfinden, werden sie an ihren Fundorten abgebaut oder gebrochen (Steinbrüche). Zumeist gewinnt man die S. durch Tagebau; liegt das brauchbare Gestein tief unter der Erdoberfläche, so tritt Grubenbau ein, wie in den Schieferbrüchen der Rheinprovinz, den Mühlsteinbrüchen zwischen Mayen und Andernach, den Brüchen im Petersberg bei Maastricht etc. Zur Abtrennung der S. von ihren Lagern dienen Brechstangen und Keile, und wo diese nicht ausreichen, sprengt man mit Pulver oder Dynamit. Dabei werden Bohrmaschinen angewandt, und auch bei der Ablösung der S. mittels der Keile benutzt man Maschinen, z. B. einen auf Schienen beweglichen Dampfhammer, der die S. absprengt und spaltet. Die aus den Steinbrüchen gelieferten rohen S. werden zum Teil als solche benutzt, meist aber zu Werkstücken, Schnittsteinen oder Quadern verarbeitet. Diese Steinbearbeitung ist Sache des Steinmetzen (Steinhauers). Sie geht oft in die Kunst des niedern Bildhauers (Steinbildhauers) über und wird zur Kunst des Steinschnittes, wo es sich um Stücke für Gewölbedurchdringungen, schiefe Brücken, reiches Rippenwerk etc. handelt, deren Form aus den Werkzeichnungen aufgetragen und mit Hilfe oft zahlreicher Schablonen (Brettungen) hergestellt werden muß. Die Flächenbearbeitung besteht, vom Grobem zum Feinen fortschreitend, im Bossieren mit dem Zweispitz, im Flächen mit dem Flächhammer, im Spitzen mit dem Spitzeisen, bei weichem Gestein im Kröneln mit dem Kröneleisen oder Scharrieren (das Ebnen durch breite Parallelschläge) mit Schlägel und Scharriereisen. Bei härtern Gesteinen tritt an Stelle der beiden letzten Operationen das Stocken mit dem Stockhammer. In neuerer Zeit werden häufig Steinbearbeitungsmaschinen benutzt. Vgl. Gottgetreu, Physische und chemische Beschaffenheit der Baumaterialien (3. Aufl., Berl. 1880, 2 Bde.); H. Koch, Die natürlichen Bausteine Deutschlands (das. 1892); Herrmann, Steinbruchindustrie und Steinbruchgeologie (das. 1899); Ringleb, Lehrbuch des Steinschnittes (2. Aufl., Stuttg. 1883); Wehrle, Projektive Abhandlung über Steinschnitt (Zürich 1880); Krauth und Sales Meyer, Die Bau- und Kunstarbeiten des Steinhauers (Leipz. 1896, 2 Bde.); Schwartze, Die Steinvearbeitung und ihre neuesten Fortschritte (Berl. 1898); Th. Müller, Der Steinmetz in der Schule und in der Praxis (2. Aufl., Leipz. 1906); Seipp, Die Wetterbeständigkeit der natürlichen Bausteine (Jena 1900); Spiegel, Der Steinrechner für das Baugewerbe (2. Aufl., Halle 1899); Zeitschrift: »Der deutsche Steinbildhauer, Steinmetz und Steinbruchbesitzer« (Münch., seit 1885).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 898.
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