[454] Thasos, nördlichste Insel des griech. Archipelagus, gegenüber der Mestamündung, 6 km von der europäisch-türkischen Küste entfernt, hat 393 qkm (7,1 QM.) Fläche mit 12,140 griechischen, aber meist mohammedan. Einwohnern. Die sehr fruchtbare Insel erscheint als ein abgesprengter Teil des Rhodopegebirges und besteht aus Gneis, kristallinischem Kalk und Glimmerschiefer, hat Eisen-, Kupfer-, Antimon- und Silbererze und ist berühmt durch ihren Marmor, ihre Opale und im Altertum durch Goldbergwerke. T. hat meist steile Küsten und hohe, wasserreiche, zum Teil noch gut bewaldete Berge (Hypsarion 1042 m) sowie viele Überreste des griechischen Altertums. Hauptprodukte sind Honig, Wein und Öl. Hauptort ist Panagia, an der Nordküste. Ionische Griechen, unter ihnen der Dichter Archilochos, besetzten die von Thrakern und Phönikern bewohnte, damals durch ihren Goldreichtum berühmte Insel von Paros aus um 660 v. Chr.; von Mardonios auf seinem Zug nach Griechenland unterworfen, befreite sie sich nach den Perserkriegen von dem persischen Joch und trat dem Delischen Bunde bei, fiel aber, eifersüchtig auf die Athener, als sie die thrakische Küste für sich in Anspruch nahmen, ab; erst nach dreijähriger Belagerung wurde die Stadt T. (auf der Nordküste) 463 von Kimon erobert, ging 411 zu Sparta über und gehörte seitdem abwechselnd diesem und Athen. Unter den Römern war die Insel frei, wurde 1462 türkisch und kam um 1814 in den Privatbesitz des Vizekönigs Mehemed Ali. Seit 1841 von ägyptischen Gouverneuren verwaltet, erhob T. im Mai 1902 vergeblich Protest gegen neue Abgaben, was eine vorübergehende Besetzung durch türkische Truppen veranlaßte. Vgl. Miller, Le mont Athos, Vatopédi et l'île de T. (Par. 1889); Jacobs, Thasiaca (Berl. 1893).