Truhe

[756] Truhe (Lade, franz. Coffre, ital. Cassone), langer, hölzerner Kasten mit Deckel, der seit dem frühesten Mittelalter zur Aufbewahrung von Kleidungsstücken, Kostbarkeiten und zugleich als Sitzmöbel diente. Anfangs war die T. mit der Wandvertäfelung verbunden, wurde aber später, besonders in kriegerischen Zeiten, zu einem Transportmittel und auch auf Reisen mitgeführt. Die Truhen wurden bemalt oder an den vier Seiten, später auch am Deckel, mit reichem Schnitzwerk, Bemalung und Vergoldung versehen. Viele der italienischen Bilder, auch Porträte, waren ursprünglich Truhenwände. Brauttruhen für die Ausstattung der Braut wurden besonders reich verziert, zumeist mit auf Liebe und Ehe bezüglichen Emblemen oder Darstellungen aus der antiken Sage (s. Tafel »Möbel I«, Fig. 11). Zur Sicherung wurden die Truhen auch mit eisernen Bändern beschlagen oder auch mit eisernen Deckeln in durchbrochener Arbeit versehen (s. Tafel »Schmiedekunst I«, Fig. 11). Ein derartiger Eisenbeschlag der Truhen hat sich in Westfalen bis ins 16. Jahrh. hinein erhalten. Eine der künstlerisch wertvollsten Truhen ist die Strozzitruhe mit Putten als Wappenhaltern im Berliner königlichen Kunstgewerbemuseum. Vgl. Graul, Truhen (5. Serie von A. G. Meyers »Tafeln zur Geschichte der Möbelformen«, Leipz. 1907).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 756.
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