Wahehe

[306] Wahehe, ein den Bantunegern (nach andern den Sulu) verwandtes, aber stark gemischtes Krieger- und Räubervolk, das von seinen ursprünglichen beschränkten Wohnsitzen zwischen Ugogo und dem Ruaha aus die Landschaft Uhehe in Deutsch-Ostafrika unterworfen hat. Um 1870 durch Makinga, dem andre unumschränkte Herrscher folgten, zusammengeschlossen, halten sie sich um die stark befestigte Hauptstadt Kuirenga niedergelassen. Sie ist die einzige größere Ansiedelung, sonst leben sie in offenen Dörfern mit Temben und liegen außer Krieg und Jagd der Viehzucht und gartenbauartigem Ackerbau ob. Schlanken, hohen Wuchses, mit regelmäßigen, kühnen Gesichtszügen (bartlos) bei strammer Haltung, sind sie, besonders durch ihren von den Sulukaffern übernommenen Wurfspeer, sehr gefürchtet. Die Sittlichkeit ist bedeutend, die Frau wird gekauft; sie leben von Negerkorn, Süßkartoffeln und Bohnen, die Freien von Fleisch, Milch und Negerbier. Selbstgezogener Tabak wird von beiden Geschlechtern geraucht. Sie glauben an ein böses Prinzip, haben keinen Fetisch- oder Götzenopferdienst, aber Ahnenverehrung, da sie an ein Fortleben nach dem Tode unter gleichen Verhältnissen wie im Diesseits glauben. Verwandt scheinen ihnen die Wabunga (in der Ulangaebene). Sie verwüsteten 1891 die Expedition Zelewski, wurden 1892 bei Kilossa geschlagen, ihre Hauptstadt von v. Schele erobert, aber erst durch v. Wissmann 1895 unterworfen und 1896 durch Prince endgültig beruhigt. v. Liebert besuchte ihr Land 1897. Vgl. Weule, Die W. (in den Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, 1896); Nigmann, Die W., ihre Geschichte, Kult-, Rechts-, Kriegs- und Jagdgebräuche (Berl. 1908).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 306.
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