Wurzelknöllchen

[797] Wurzelknöllchen, an den Wurzeln verschiedener Blütenpflanzen auftretende, durch Pilze oder Bakterien hervorgerufene knollenartige und oft traubig zusammengedrängte Anschwellungen. Sie sind biologisch mit der Mycorrhiza verwandt und stellen an den Wurzeln der Erle, von Elaeagnus und Myrica Gale Pilzgallen (Mykodomatien) dar, die von einem feinfädigen Pilzmycelium durchwuchert werden und der Wirtspflanze den freien atmosphärischen Stickstoff als Nahrungsquelle zugänglich machen. Ebenso stehen auch die W. der Leguminosen mit der Ernährung ihrer Wirtspflanzen in Zusammenhang und befähigen sie, auf stickstoffarmem Boden den freien Stickstoff der Atmosphäre aufzunehmen (s. Stickstoffaufnahme der Pflanzen). Die W. wurden bei zahlreichen Papilionaten, unter den Kulturpflanzen besonders an der Lupine, Erbse u. a., beobachtet und bestehen in Wucherungen der Wurzelrinde, die durch Einwanderung von bodenbewohnenden, stäbchenförmigen Bakterien (Bacterium radicicola, Rhizobium leguminosarum, nach neuern Untersuchungen vielleicht mit Azotobacter identisch) hervorgerufen werden. In sterilisiertem Boden bilden die Leguminosen keine W., wohl[797] aber nach Impfung mit Knöllchenbakterien. Reinkulturen solcher Knöllchenbakterien werden unter dem Namen Nitragin zur Bodenimpfung im Landwirtschaftsbetriebe in den Handel gebracht. Die Knöllchenbakterien vermehren sich innerhalb und mit den Wurzelzellen der Wirtspflanze und erfahren darin eine eigentümliche Vergrößerung und Formveränderung zu keuligen und gabelig verzweigten, nicht mehr teilungsfähigen Gebilden (Bakteroiden), die zur Zeit der Fruchtbildung der Wirtspflanze von dieser resorbiert werden. Bei genügender Stickstoffzufuhr entwickeln sich auch knöllchenfreie Leguminosen völlig normal.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 797-798.
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