Sannyâsa-Upanishad.

[685] Ein sehr verwittertes Stück der altindischen Literatur liegt in dieser Upanishad vor, welche in Prosa mit eingelegten Versen den Übergang vom Stande des Hausvaters (gṛihastha) zu dem des Waldeinsiedlers (vânaprastha) und Entsagers (sannyâsin) schildert, welche beide hier nicht geschieden werden.

1. Das erste Kapitel schildert den Abschied des Sannyâsin vom Opferdienste. In den Wald hinausziehend, vollbringt er noch einmal, gleichsam für alle Zukunft ausreichend, das Manenopfer; hierauf das Brahman-Opfer (brâhmeshṭi), worunter, nach der Beschreibung zu urteilen, hier ein wirkliches Opfer an Brahman verstanden werden muss. Endlich wirft er, unter Rezitation des ganzen Buches Atharvav. 18, die beiden Reibhölzer, deren er künftig nicht mehr bedarf, ins Feuer, womit seine Heiligung (samskâra) vollbracht ist. Von nun an huldigt er dem Opferkultus nur noch symbolisch, indem er, nach einer aus Manu 6,25. 38 bekannten Vorstellung, die Opferfeuer in seinen Leib aufnimmt.

2. Im zweiten Kapitel folgt in Versen eine kurze Erwähnung des Brahmacârin und des Gṛihastha und sodann eine Schilderung des vom Vânaprastha nicht unterschiedenen Sannyâsin.

3. Im dritten Kapitel folgt die Weihe (dîkshâ) und die Schilderung des Sannyâsin nach seiner äussern Erscheinung.

4. Ebendieselbe bildet den Gegenstand der Verse, mit denen das vierte Kapitel beginnt. An sie schliesst sich ein Abschnitt in Prosa, welcher zeigt, wie durch die an Taitt. 2,1 anknüpfende Meditation der Entstehung aller Wesen aus dem (hier durch Manas vertretenen) Brahman die Erhebung zu Brahman vollbracht wird. Die äussere Haltung des Meditierenden und die Frucht seiner Meditation sind der Gegenstand der dann folgenden Verse.

5. An sie anknüpfend beschreibt das fünfte Kapitel in Prosa das Emporsteigen zu Brahman nach dem Tode durch die Schädelnaht.

Dies ist der Hauptinhalt der nur in dem sehr korrumpierten Texte der Calcuttaer und Punaer Ausgabe vorliegenden Upanishad.1 Der ebendaselbst[686] daselbst abgedruckte Kommentar des Nârâyaṇa ist sehr mangelhaft, und seine Erklärungen sind teils höchst gezwungen, teils völlig unannehmbar.

Unter diesen Umständen konnte die Übersetzung stellenweise nur auf gewaltsamem Wege hergestellt werden und mag als Notbehelf dienen, solange nicht ein besserer Text der Upanishad zugänglich sein wird.

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 685-687.
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