[949] Eulenspiegel, Till (Tyll), ein deutsches Volksbuch, welches Späße aus dem Kreise der niedern Volksschicht enthält. Von der Person, welche diese Streiche gemacht haben soll, erzählt man Folgendes: E. war geb. zu Kneitlingen bei Schöppenstädt ums Ende des 13. Jahrh.; reiste nach Polen u. Rom, wo er überall Wettstreite mit den damaligen Hofnarren anfing; trieb sich, Schwänke machend, in einem großen Theile Deutschlands umher, starb um 1250 u. liegt unter einer Linde zu Möllen im Lauenburgischen begraben, wo noch sein Leichenstein mit seinem Zeichen, einem Spiegel u. einer Eule, zu sehen ist. Der Name E., eigentlich norddeutsch, ist erst im 16. Jahrh. allgemein in Deutschland verbreitet worden, während bis dahin in Süddeutschland diese lustige Person Bochart hieß. Die Schwänke sind wahrscheinlich zuerst in plattdeutscher Sprache erschienen u. angeblich von dem Franziskaner Thomas Murner ins Hochdeutsche übersetzt worden. Die älteste Ausgabe von 1483 ist jetzt nicht mehr vorhanden; die älteste hochdeutsche Ausgabe ist Strasb. 1519, neu herausgeg. von Lappenberg 1854; alle Sprachen der benachbarten Nationen haben mehr od. minder treue Übersetzungen davon, eben so wie verschiedene Nachahmungen (der jüngere E. od. der schlecht erzogene Mensch, 1765) u. modernisirte Auflagen (Leben u. Thaten von T. E., Volksroman, Breslau 1779, 2 Bde., herausgeg. von Herzberg), Stuttg 1839, Lpz. 1853 mit Abbildungen. Daher Eulenspiegeliade, Schwank nach Eulenspiegels Art. Vgl. Amis, Bertoldo u. Sowczrzal.