Falso bordōne

[97] Falso bordōne (ital.), 1) die falsche Grundstimme, bes. a) wenn der Baß mit der Melodie in der Octave fortschreitet; b) ein solcher Satz, in welchem der Cantus firmus in eine Mittelstimme gelegt, die übrigen Stimmen aber in figurirten Noten contrapunktirt werden; c) jeder Satz überhaupt, in welchem Sextenaccorde fortschreiten; d) wenn auf eine maxima viele Sylben u. Wörter gesungen werden; e) eine Gattung dreistimmiger Compositionen über bekannte Melodien der Psalmodie in den 8 Kirchentönen, wo gewöhnlich der Sopran den Cantus firmus, der Tenor gewöhnlich die Mittelstimme eine Quarte tiefer, der Baß aber eine Sexte tiefer sang, außer in der letzten Note, wo die 1. u. 3. Stimme in der Tonica, die Mittelstimme aber in der Quinte schloß; 2) eine in allen römischen Capellen gebräuchliche Composition ohne bestimmten Rhythmus, in welcher 4 Stimmen in lauter Consonanzen contrapunktisch aufgeführt werden, in einer derselben aber die Kirchenmelodie des Cantus firmus liegt; 3) eine ehemals in Rom beliebt gewesene Musikaufführung, so eingerichtet, daß 4 Stimmen wechselsweise einen Vers mit Orgelbegleitung sangen u. dabei willkürlich alle Gattungen von Gesangskünsten vorbrachten, wobei jedoch der Baß unverändert blieb.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 97.
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