Bordōne

[222] Bordōne, 1) Paris, venezian. Maler, geb. um 1500 in Treviso, gest. 19. Jan. 1571 in Venedig, war Schüler Tizians, bildete sich aber auch nach Giorgione, wurde 1538 von Franz I. nach Frankreich berufen, wo er den König und die vornehmsten Herren und Damen malte. 1540 kehrte er über Augsburg nach Venedig zurück. Er war auch in Treviso, Vicenza, Crema, Genua und Turin tätig. In seinen zahlreichen Porträten, von denen die weiblichen besonders gelungen sind, weiß er durch die Pracht und den Reichtum des Kolorits eine bezaubernde Wirkung hervorzubringen, während er in großen Historienbildern oft bunt und hart ist. Doch hat er auch hier in der Überreichung des Ringes durch den Fischer an den Dogen (Akademie in Venedig) ein Werk geschaffen, das in der Komposition und dem satten Glanz des Kolorits zu den ersten Meisterwerken der venezianischen Schule gehört. In seinen idealen Frauengestalten schließt er sich an die Eleganz und Zartheit Palmas des ältern an. Auch hat er Sittenbilder (Frauenbad in Wien), Allegorien und mythologische Gemälde geschaffen. Hauptbilder von ihm besitzen die Uffizien und Pal. Pitti in Florenz, Treviso (Anbetung der Hirten), Genua, Mailand, Paris, Wien, Dresden (Diana als Jägerin), München und Berlin (die beiden Schachspieler).

2) Philipp Toussaint Joseph, franz. General, geb. 1. Nov. 1821 in Avignon, von italienischer Abstammung, trat als Schiffschirurg in die französische Marine, nahm aber 1860 an Garibaldis Expedition nach Sizilien und Neapel teil. Nach dem 4. Sept. 1870 bestimmte er Garibaldi, der französischen Republik seine Dienste anzubieten, kam mit ihm 8. Okt. in Tours an und wurde zum General und Chef des Generalstabs bei der Vogesenarmee ernannt. B. leitete den Feldzug ungeschickt und erbitterte die französischen Behörden und Offiziere durch seine brutale Anmaßung, Eigenmächtigkeit und Unehrlichkeit. Er schrieb zu seiner Verteidigung und zur Verherrlichung der Taten der Garibaldianer: »Garibaldi et l'armée des Vosges. Récit officiel de la campagne« (4. Aufl., Par. 1874) sowie zwei biographische Schriften über Garibaldi (das. 1878 und 1891).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 222.
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