Melodie

[113] Melodie, 1) Folge einzelner, abwechselnd hoher u. tiefer Töne von kürzerer od. längerer Dauer auf eine bestimmte Tonart gegründet, die ohne Beihülfe der Harmonie eine Empfindung auszudrücken vermögen. Sie sind sonach der wesentlichste Theil der Musik; denn die Harmonie erscheint immer blos zu ihrer Unterstützung u. Vervollkommnung.[113] Eine gute M. zu erfinden ist Sache der Phantasie u. kann nicht durch Regeln gelehrt werden; doch muß sie sich genau der Empfindung anschließen, die sie darstellen will, aus symmetrisch geordneten Tactgliedern bestehen, wenn sie leicht faßlich u. gefällig sein soll, verschiedene Einschnitte, Cadenzen, Ruhepunkte, Perioden haben, damit sie sich leicht überschauen läßt; um Einförmigkeit zu vermeiden, in andere Töne ausweichen (s. Modulation), aber doch in ihrer Grundtonart wieder schließen; auch muß sie eine interessante harmonische Begleitung zulassen u. für die Instrumente od. Singstimme, die sie vortragen sollen, angemessen u. gut ausführbar sein. Diese Regeln über den mechanischen Bau der M. nennt man Melodik. 2) Die Stimme, welche in einem Tonstück die M. führt, Hauptstimme; 3) der Gesang (Cantilena).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 113-114.
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