Ferridcyan

[208] Ferridcyan (Chem.), ein von Liebig angenommenes, eisenhaltiges, dreibasisches Cyanradical, als dessen Metallverbindungen er die Verbindungen des Eisencyanids mit andern Cyanmetallen betrachtet; es besteht aus 6 Äquivalenten Cyan u. 2 Äquiv. Eisen od. aus Fe2 Cy6 = Fe2C12N6 = 2 Cfy (s. Ferrocyan); sein chemisches Zeichen ist Cfdy; es ist noch nicht isolirt dargestellt worden. Mit 3 Äquiv. Wasserstoff verbindet es sich zu Ferridcyanwasserstoffsäure (Wasserstoffeisencyanid, Rothe Eisenblausäure), Cfdy + 3H = 3CyH + Fe2Cy3; diese entsteht durch Zersetzen von Ferridcyanmetallen (s. unten) durch Wasserstoffsäuren od. verdünnte Sauerstoffsäuren u. Abdampfen der Lösung in luftleerem Raume über Schwefelsäure; sie bildet eine bräunliche od. rothgelbe Krystallmasse, ist in Wasser leicht löslich, reagirt sauer, schmeckt sauer u. herbe u. zersetzt sich sehr leicht. Mit Metalloxyden verbindet sie sich unter Wasserbildung, meist in der Art, daß an die Stelle der 3 Äquivalente Wasserstoff 3 Äquiv. Metall treten, zu Ferridcyanmetallen, von denen die mit einem Alkalimetall schön rubinroth sind, mit Wasser krystallisiren u. leicht löslich in Wasser sind; die mit Erd- od. Schwermetallen sind meist unlöslich. Die in Wasser löslichen Ferridcyanmetalle geben mit Eisenoxydulsalzen einen dunkelblauen Niederschlag, mit Eisenoxydsalzen eine klare dunkelbraune Lösung. Unter einander u. mit anderen Salzen bilden sie zuweilen Doppelsalze. Ferridcyanammenium, Cfdy 3H4N + 6 aq., krystallisirt in schönen rothen Prismen, welche sich in Wasser leicht lösen; man erhält es bei der Einwirkung von Chlor auf Ferrocyanammonium. Ferridcyanbaryum, Cfdy 3 Baunlöslich in Wasser, durch Sättigen von kohlensaurem Baryt mit Ferridcyanwasserstoffsäure erhalten. Ferridcyanblei, Cfdy 3 Pb, krystallisirt in dunkelrothen Krystallen; man erhält es durch Vermischen von Ferridcyankalium mit salpetersaurem Bleioxyd. Ferridcyancalcium, Cfdy 3 Ca + 10 aq., bildet seine, rothe Krystalle, welche sich in Wasser leicht lösen. Ferridcyaneisen (Eisencyanürcyanid), ist das Turnbulls Blau. Ferridcyankalium (Kaliumeisencyanid, Rothes Cyaneisenkalium), Cfdy 3 Ka, ist Rothes Blutlaugensalz, s. Blutlaugensalz. Ferridcyankupfer, Cfdy 3 Cu, ein schmutzig gelblichbrauner Niederschlag, welcher entsteht, wenn man die Auflösung eines Kupfersalzes mit Ferridcyankalium fällt. Ferridcyannatrium, Cfdy 3 Na + 2 aq., der Kaliumverbindung ähnlich, krystallisirt in rubinrothen, an der Luft zerfließenden Prismen. Ferridcyansilber, Cfdy 3 Ag, pomeranzengelb, löslich in Ammoniak; ebenso Ferridcyanzink, Cfdy 3 Zc.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 208.
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