Eisen [1]

[564] Eisen (lat. Ferrum), I. (Fe = 28, Chem.), in der Natur sehr verbreitetes Metall; findet sich fast überall im Mineralreiche u. in geringer Menge auch im Pflanzen- u. Thierreiche (bildet z.B. einen Bestandtheil des Blutfarbstoffs). A) Im reinen Zustande ist das E. ein fast silberweißes Metall von schuppigem, muscheligem od. krystallinischem Bruch, ist sehr zähe u. nimmt Politur an. Sein specifisches Gewicht ist 7,8439; in sehr hoher Temperatur ist es schmelzbar, wird vom Magnet angezogen, behält den Magnetismus aber nicht lange; ist ein guter Leiter der Elektricität. An feuchter Luft u. in hoher Temperatur oxydirt es sich u. zersetzt Wasser nur bei Gegenwart von Säuren, welche das E. als Oxydul auflösen. Im sein zertheilten Zustande erhält man es chemisch rein, wenn man das auf nassem Wege hergestellte chemisch reine Eisenoxyd im Wasserstoffstrome glüht; auf diese Weise gewinnt man ein schwarzes Pulver, welches die Eigenschaft hat, Gase in sich zu verdichten, in Folge dessen es an der Luft schnell verbrennt. Rein kommt es in der Natur nur sehr selten vor (s. unten II. [Min.]), sondern fast immer in Verbindung. B) Verbindungen des Eisens: a) Mit Sauerstoff; aa) Eisenhyperoxyd, Fe4O,[564] erhält man beim Schmelzen von Eisendraht in der Flamme des Knallgasgebläses, es ist halbgeschmeidig u. löst sich in Salzsäure unter Entwickelung von Wasserstoff auf. bb) Eisenoxydul (Ferrum oxydulatum), Fe O, ist sehr schwer rein darzustellen, da es sehr leicht theilweise in Oxyd übergeht. Es soll schwarz u. metallglänzend sein. Sein Hydrat, das aus dessen Salzen durch Alkalien weiß gefällt wird, geht schnell in Grün, beim Trocknen in Braun, beim Kochen in luftfreiem Wasser in Schwarz über; es bildet mit Säuren Eisenoxydulsalze, die im reinen Zustande weiß, in Krystallen bläulich sind, sich äußerst leicht höher oxydiren, dabei grün u. durch Aufnahme von Stickstoffoxyd schwarz werden, braun beschlagen, tintenartig schmecken, löslich sind u. desoxydirbare Substanzen, z.B. edle Metalloxyde, namentlich Gold, reduciren. Reine u. kohlensaure Alkalien fällen sie weiß, der Niederschlag wird bald grün, dann braun; Cyankalium u. Kaliumeisencyanür fällen sie weiß, der Niederschlag wird an der Luft blau; Kaliumeisencyanid fällt sie dunkelblau, Schwefelammonium schwarz; Gallustinctur gibt erst nach einiger Zeit bei Einwirkung der Luft einen blauschwarzen Niederschlag. Die wichtigsten Eisenoxydulsalze sind: Kohlensaures Eisenoxydul, FeOCO2, wird als weißer Niederschlag erhalten durch Fällung eines löslichen Eisenoxydulsalzes durch kohlensaure Alkalien, wird an der Luft bald grün u. dann braun u. verliert dabei seine Kohlensäure; es ist in einigen Mineralwässern aufgelöst u. findet sich im Mineralreiche im Eisenspath u. Junckerit. Schwefelsaures Eisenoxydul, s. Eisenvitriol. Salpetersaures Eisenoxydul (Ferrum nitric. oxydulatum), FeONO5, bildet hellgrüne, im Wasser leicht lösliche Krystalle, die sich in der Hitze leicht zerlegen; man erhält es durch Auflösen von Eisen od. Schwefeleisen in sehr verdünnter Salpetersäure od. durch Zersetzung einer Lösung von Eisenvitriol mit salpetersaurem Baryt u. Abdampfen des Filtrates; es wird äußerlich gegen Brandschäden angewendet. Phosphorsaures Eisenoxydul, PO52FeO, in der Natur als Vivianit, das künstlich dargestellte ist weiß u. unlöslich in Wasser, an der Luft wird es blau. Arsensaures Eisenoxydul, FeOFe2O3 + AsO5 + 6HO, natürlich vorkommend im Würfelerz. Kieselsaures Eisenoxydul, kommt sowohl in der Natur gebildet, als auch in den Schlacken bei der Gewinnung des Eisens vor. cc) Eisenoxyd (Ferrum oxydatum), Fe2O2, wird wasserfrei erhalten durch Glühen von Eisenvitriol für sich (Colcothar od. Englisch Roth, Caput mortuum vitrioli, wie es im unreinen Zustande in Menge bei der Vitriolölfabrikation als Rückstand in den Retorten gewonnen wird), od. mit Salpeter, was den officiellen Eisensafran (Crocus martis adstringens) gibt, ist ein braunrothes, geschmackloses, in Wasser unlösliches, nicht magnetisches, beim Erhitzen vorübergehend dunkler werdendes Pulver, kommt auch in der Natur in stahlgrauen, schwärzlichen Krystallen als Eisenglanz, od. in faserig krystallinischen, rothbraunen, dichten Massen als Rotheisenstein vor. Als Hydrat (2Fe2O2 + 3aq.) wird das Eisenoxyd am besten gewonnen durch Fällung der wässerigen Lösung des Eisenchlorids mit Ammoniak u. Auswaschen des Präcipitats, stellt, frisch gefällt, eine voluminöse, gallertartige Masse dar, wird in dieser Form von Bunsen u. Berthold als ein vorzüglich wirksames Gegengift des weißen Arseniks, mit dem es ein unlösliches Salz bildet, empfohlen, u. als Ferrum oxydatum hydratum in den Apotheken vorräthig gehalten. Getrocknet ist es eine rothbraune, zusammenhängende, im Bruch glänzende Masse, geschmacklos, verliert in der Hitze sein Wasser u. wird schwerer löslich in Säuren. Mit Glasflüssen gibt es, in der Hitze blutrothe, erkaltet gelbe bis bouteillengrüne Gläser; wird in Weißglühhitze durch Wasserstoff u. Kohle völlig reducirt. Eisenoxydsalze bilden sich durch längeres Aussetzen der Oxydulsalze in die Luft, durch Erhitzen der letztern mit Salpeter säure u. durch unmittelbare Auflösung des Eisenoxyds in Säuren, sie sind gelb, roth, auch weiß, von adstringirendem Geschmack. Die neutralen enthalten auf 1 Äquivalent Oxyd 3 Äq. Säure, reagiren sauer, lösen sich zum Theil in Wasser, krystallisiren selten, verwandeln sich leicht durch Wasserzusatz in basische Salze, die sich auch bei freiwilliger Oxydation der Oxydulsalze bilden; werden durch Schwefelwasserstoff unter Absatz von Schwefel, durch Zinnchlorür u. Kochen mit E. zu Oxydulsalzen reducirt. Ihre Lösungen werden durch lösliche Cyanmetalle, so wie durch kohlensaure u. ätzende Alkalien braungelb gefällt. Kohlensaurer Baryt fällt aus den Lösungen das Oxyd; essigsaure Salze u. lösliche organische Stoffe verhindern die Fällung des Oxyds, Schwefelcyanwasserstoffsäure u. Mekonsäure, so wie deren Salze färben die Lösung blutroth, Kaliumeisencyanür fällt sie dunkelblau, Kaliumeisencyanid färbt die Lösung grünlich, phosphorsaure u. arsensaure Alkalien weiß, Gallustinctur blauschwarz, Schwefelammonium schwarz, welcher Niederschlag durch starke Säuren verschwindet; bernsteinsaure Alkalien fällen sie braunroth, benzoësaure Alkalien braun od. fleischfarben. Schwefel saures Eisenoxyd findet sich in der Natur als neutrales Salz (Fe2O33SO3) im Coquimbit; künstlich dargestellt ist es ein weißes Pulver, welches in Wasser mit rothgelber Farbe löslich ist; man erhält es durch Kochen einer Eisenvitriollösung mit Salpetersäure od. durch Auflösen von Eisenoxyd in Schwefelsäure. Außerdem existiren noch die Verbindungen: Fe2O32SO3, in der Natur als strahliges, bes. schwefelsaures Eisenoxyd; Fe2O3SO3 im Gelbeisenerz; 2Fe2O35SO3 im Copiapit. Das neutrale Salz hat man zur Conservirung thierischer Präparate angewendet. Salpetersaures Eisenoxyd, Fe2O3 3NO5, krystallisirt in farblosen od. blaßgelb gefärbten Massen, ist an der Luft zerfließlich u. löst sich in Wasser leicht auf; beim Erwärmen wird es braun u. zersetzt sich; wird in der Medicin gegen chronische Diarrhöen angewendet. Phosphorsaures Eisenoxyd; das basische Salz (Fe2O3PO5 + 12HO) ist weiß, unlöslich u. entsteht durch Fällen eines Eisenoxydsalzes mittelst phosphorsaurem Natron; es verwandelt sich beim Glühen in ein braunes, wasserfreies Pulver; die Lösung dieses Salzes in Phosphorsäure ist als Schobeltscher Liquor an einigen Orten officinell. In der Natur findet sich Eisenoxyd mit Phosphorsäure verbunden im Raseneisenerz, Grüneisenerz, Phosphoreisensinter, Kakoxen u. Delvauxit, Arsensaures Eisenoxyd, natürlich vorkommend als Skorodit (Fe2O2AsO5 + 4HO) u. im Eisensinter. Kieselsaures Eisenoxyd findet sich in Eisenschlaken; außerdem kommt das Eisenoxyd[565] mit Kieseläure īn mannichfachen Verhältnissen verbunden im Mineralreich vor. Eisenoxyd u. Eisenoxydul verbinden sich zu dd) Eisenoxydoxydul (Ferrum oxydato-oxydulatum, F. ferrosoferricum, F. aethiops martialis), Fe2O3 + FeO, kommt in der Natur als Magneteisenstein vor, wird durch Glühen des E-s an der Luft (H Hammerschlag, 6FeO, Fe2O3 = Fe8O9) durch längere Einwirkung des Wassers auf dasselbe, am reinsten aber durch Vermischung einer Lösung von 10 Theilen Eisenvitriol mit 11/2 Theil mit Wasser verdünnter Schwefelsäure, Erhitzen zum Kochen, Zutröpfeln von Salpetersäure, so lange noch salpetrige Säure entweicht, Vermischung mit einer Lösung von abermals 6 Theilen Eisenvitriol, Niederschlagung durch überschüssiges kohlensaures Kali, Kochen, bis der Niederschlag in ein schwarzes Pulver verwandelt ist, künstlich dargestellt, ist ein zartes, schweres, sammtschwarzes Pulver, das vom Magnet angezogen wird; kann mit Wasser ein schmutzig grünes Hydrat bilden u. verdient als Arzneimittel, leichterer Auflöslichkeit wegen, den Vorzug vor dem Oxyd. Seine Salze sind meist dunkler grün als die Oxydsalze, auch gelb, braun, blau u. gehen durch Aufnahme von Sauerstoff leicht in diese über. ee) Eisensäure (Acidum ferricum, Fe O3), ist so wenig beständig, daß sich sogardie Lösungen ihrer Salze sehr bald zerlegen, u. läßt sich daher auch nicht isolirt erhalten. Sie entsteht meist, wenn Sauerstoff mit E. od. Eisenoxyd u. starken Basen bei erhöhter Temperatur in Berührung kommt. Eisensaures Kali erhält man, wenn man ein Gemeng von Eisenpulver mit Salpeter in einen rothglühenden Tiegel einträgt, od. ein Gemeng von Eisenoxyd u. Ätzkali in Sauerstoffgas glüht, od. Chlor in eine concentrirte Kalilösung leitet, in welcher sich frisch gefälltes Eisenoxyd suspendirt befindet. Nach Poggendorff läßt sich ferner eisensaures Kali erhalten, wenn man eine in der porösen Zelle eines Volta'schen Elementes befindliche Platinplatte mit einer blanken Platte aus Gußeisen verbindet u. sowohl in die Zelle, als auch in das äußere Gefäß Kalilauge gießt. Die Lösung des eisensauren Kali ist jetzt nach der Concentration mehr od. weniger dunkelamethystfarbig, entfärbt sich aber sehr bald unter Abscheidung von Eisenoxyd. Eben so wie das Kalisalz wird auch das eisensaure Natron gebildet. Das Barytsalz (BaO, FeO3, HO) scheidet sich als dunkelrothes Pulver aus, wenn man zu einem eisensauren Alkali Chlorbaryum setzt.

b) Mit Chlor aa)Eisenchlorür (einfach Chlor-E): wasserfreies, FeCl2, durch Behandlung glühenden E-s mit trockenem salzsaurem Gas erhalten, bildet zarte, weiße, atlasglänzende Blättchen, od. feste, graufleckige, blättrige Massen, schmilzt in der Rothglühhitze, sublimirt bei starker Hitze; wasserhaltiges, FeCl2 + aq. (salzsaures Eisenoxydul), krystallisirt aus der Auflösung des E-s in Salzsäure: in bläulich grünen zerfließenden Octoedern u. rhombischen Säulen, schmeckt herb eisenartig, löst sich in Wasser, auch in Weingeist (s. Tinctura ferri muriat. unter Eisenpräparate), zieht aus der Luft leicht Sauerstoff an. bb) Eisenchlorid, Fe2Cl6 (anderthalb Chloreisen): wasserfrei erhält man es beim Erhitzen von Eisendraht in unlesbar Chlorgas, od. durch sublimation des gebundenen wasserhaltigen Eisenchlorids, bildet braune, pfauenschweifig angelaufene Tafeln u. Blättchen, schmeckt sehr herb, erwärmend, eisenartig, ist bei 100° unter theilweiser Zersetzung flüchtig, zerfließt an der Luft, ist in Wasser, Weingeist u. Äther leicht löslich; wasserhaltig wird es gewonnen durch Auflösung des Eisenoxyds in Salzsäure, Behandlung mit Salpetersäure od. Chlorgas, Abdampfung im Wasserbade bis zur Krystallisation od. Trockene; krystallisirt in durchsichtigen, orangefarbenen Tafeln, od. erstarrt zu einer blaßgelben zartfaserigen, strahlig-krystallinischen Masse, zerfließt sehr leicht an der Luft zu einer braungelben Flüssigkeit von ölartiger Consistenz (Eisenöl, Oleum Martis, Liquor stypticus Lofi), die theils für sich innerlich gegeben, theils zur Bereitung des Eisensalmiaks u. der Bestuschewschen Nerventinctur (s.d.) verwendet wird, u. noch mehr Eisenoxyd mit braunrother Farbe auflöst.

c) Mit Brom verbindet sich das E. zu gelbem Eisenbromür u. rothem Eisenbromid, beide sind krystallisirbar.

d) Mit Fluor: aa) Eisenfluorür, FeFl, entsteht beim Auflösen von E. in Flußsäure, bildet kleine weiße, wasserhaltige Krystalle, die sich an der Luft gelb färben u. mit Fluorkalium ein Doppelsalz, Kaliumeisenfluorür, KFl + FeFl, bilden. bb) Eisenfluorid, Fe2Fl3, bildet sich beim Lösen von Eisenoxydhydrat in Flußsäure, es ist ein fleischrothes krystallinisches Salz, das mit Fluorkalium zwei Doppelsalze bildet. Eisenfluorür u. Eisenfluorid verbinden sich ferner mit Silicium zu constanten Verbindungen.

e) Mit Iod: Eisenjodür (Ferrum jodatum ob. Ioduretum ferri, FeJ), entsteht beim Zusammenreiben von Iod u. Eisenfeile od. bei der Digestion von Eisenfeile mit Iod u. Wasser. Wenn man in einer Lösung von Eisenjodür Iod auflöst, so bildet sich Eisenjodid, welches indessen bis jetzt noch nicht rein dargestellt werden konnte. Das Eisenjodür ist in der neueren. Zeit ein beliebtes Heilmittel geworden, u. die Arzte legen einen besonderen Werth darauf, daß es frei von Eisenjodid sei. Das beste Mittel, die Bildung von Eisenjodid in dem Iodür zu verhindern, ist Zusatz von Zucker od. Syrupus simplex. Nach der preußischen u. baierischen Pharmakopöe wird ein Ferrum jodatum saccharatum dargestellt, indem man die Lösung von Eisenjodür mit Milchzucker mischt u. abdampft; 6 Theile desselben enthalten 1 Theil Iod. Eisensesquijodid (Ferrum sesquijodat. liquid.) wird dargestellt durch Digestion von 2 Theilen Eisenpulver mit 16 Theilen Wasser u. 4 Theilen Iod, Filtriren u. Auflösen von noch 2 Theilen Iod in dem Filtrat; eine klare, rothbraune, nach Iod riechende Flüssigkeit von 1,07 specifischem Gewicht; eine Drachme davon enthält 4,5 Gran Iod.

f) Mit Cyan verbindet sich das E. in vielen Verhältnissen, welche zum Theil den Oxydationsstufen analog zusammengesetzt sind. Die hauptsächlichsten derselben sind: aa) Das Eisencyanür, Fe Cy, soll als graues Pulver zurückbleiben, wenn man Ammonium-Eisencyanür gelinde erhitzt; eben so will man es durch Digestion von frisch gefälltem Berlinerblau mit Schwefelwasserstoffwasser dargestellt haben; bb) Tu Turnbullsblau, 3FeCy + Fe2Cy3 = Fe5Cy6, wird erhalten, wenn man eine Lösung von Eisenvitriol od. Eisenchlorür mitrothem Blutlaugensalze (Ferridcyankalium) fällt. Es ist ein von dem Berlinerblau kaum zu unterscheidendes[566] blaues Pulver; cc) Berlinerblau (Pariserblau), 3FeCy + 2Fe2Cy3 = Fe7Cy9, im hypothetisch trockenen Zustande. Es bildet sich stets, wenn Lösungen von Eisenoxydsalzen mit Ferrocyanverbindungen zusammenkommen. Um es vollkommen rein zu erhalten, zerlegt man Ferrocyanwasserstoffsäure durch Eisenchlorid. Das Berliner- u. Pariserblau des Handels sind Gemenge von wirklichem Berlinerblau mit Kaliumeisencyanid (KFe5Cy6) u. Thonerde; dd) Eisencyanürcyanid, Fe3Cy4HO, entsteht, indem man Chlorgas durch eine Lösung von Blutlaugensalz leitet; diese Verbindung erscheint als grünes Pulver; ee) Eisencyanür doppelcyanid, Fe5Cy7, entsteht durch anhaltendes Kochen von weißem Kaliumeisencyanid, KFe2Cy3, mit Salpetersäure als schönes grünes Pulver, das am Lichte sehr bald blau wird; ff) Eisencyanid, Fe2Cy3, 3HO, scheidet sich als dunkelgrünes zartes Pulver ab, wenn man eine Lösung von Ferridcyanwasserstoffsäure längere Zeit kocht. Gay-Lussac u. Liebig führen diese 6 Verbindungen auf 2 zusammengesetzte Radicale zurück, welche sie Ferrocyan, FeCy3 = Cfy, u. Ferridcyan, Fe2Cy6 = 2 Cfy, nennen; Graham nimmt für alle Ein zusammengesetztes Radical an, welches er Prussian = Pr = Cy3 nennt.

g) Mit Rhodan (Schwefelcyan): aa) Eisenrhodanür (Eisensulfocyanür) = FeC2NS2, wird dargestellt durch Auflösen von E. in Rhodanwasserstoffsäure (Schwefelblausäure) od. durch Zersetzen von Eisenvitriol mit Rhodanbaryum; nur in Lösung bekannt, die sich wie eine Lösung von Eisenvitriol verhält; an der Luft röthet sie sich unter Bildung von Rhodanid; bb) Eisenrhodanid (Eisen sulfocyanid) = Fe23 (C2NS2). Die bekannte Eigenschaft des Rhodankaliums, Eisenoxydlösungen intensiv roth zu färben, rührt her von Eisenrhodanid, welches man durch Auflösen von frisch gefälltem Eisenoxydhydrat in Rhodanwasserstoffsäure erhält.

h) Mit Schwefel: aa) Erstes Eisenuntersulphuret (1/2 Schwefel-E.), Fe8S, graues Pulver, bildet sich, wenn man basisches, schwefelsaures Eisenoxyd in Wasserstoffgas glüht. bb) Zweites Eisenuntersulphuret (1/2 Schwefeleisen), Fe2S, ähnliches Pulver, bei gleicher Behandlung des wasserfreien schwefelsauren Eisenoxyduls, auch bei manchen Producten der Silberhüttenprocesse sich bildend. cc) Eisensulphur (einfach Schwefel-E., Eisensulphuret, Ferrum sulph.), FeS, wird dargestellt durch directe Verbrennung des E-s in Schwefeldampf, Bestreuung glühenden E-s mit Schwefelblumen, Zusammenschmelzen von 27 Theilen E. mit 16 Theilen Schwefel, Fällung neutraler Eisenoxydulauflösungen od. des essigsauren Eisenoxyds mit Schwefelwasserstoff; entspricht dem Oxydul, bildet im geschmolzenen Zustande eine graugelbe, auch schwärzliche, metallglänzende, oft pfauenschweifig angelaufene, leichtschmelzbare, magnetische, in Wasser unlösliche, an der Luftleicht unter Erhitzung in schwefelsaures Oxydul übergehende Masse. Das auf nassem Wege bereitete ist ein schwarzes Pulver, welches mit der Zeit pyrophorisch wird. Mit Säuren, bes. Salz- od. Schwefelsäure, übergossen, entwickelt es reichlich Schwefelwasserstoffgas, zu dessen Darstellung es auch benutzt wird, u. löst sich dabei vollständig, ohne Schwefel abzusetzen, als Oxydulsalz auf. Es kommt in der Natur in Verbindung mit anderen Schwefelmetallen vor; dd) Eisensulphid (11/2 Schwefeleisen, Eisensesquisulphuret), Fe2S3, schwarzes, nicht magnetisches Pulver, durch Behandlung des Eisenoxyds mit Schwefelwasserstoff, od. indem man in eine Auflösung von schwefelsaurem Eisenoxyd in Schwefelwasserstoff, Schwefelkalium tröpfelt, erhalten, löst sich in Säuren unter Abscheidung von Schwefel auf, verwandelt sich in feuchter Luft in schwefelsaures Eisenoxyd. Kommt in der Natur mit Schwefelkupfer im Kupferkies vor; ee) Eisenpersulphid (Eisenbisulphuret, doppelt Schwefel-E.), FeS2, findet sich in der Natur als Schwefelkies u. als Strahl- od. Speerkies, der auf Schwefel benutzt wird. Wird künstlich durch Erhitzen von 2 Eisensulphür u. 1 Schwefel erhalten u. bildet dann ein voluminöses, dunkel gelbliches, metallisch glänzendes Pulver, nicht magnetisch, unlöslich in Wasser u. in allen Säuren, außer Königswasser. Beim Glühen gibt es Schwefel ab u. läßt eine Verbindung von 5 FeS + Fe2S3 zurück, die sich auch in der Natur als Leber- od. Magnetkies findet, auch häufig bei Bereitung des einfachen Schwefeleisens durch Zusammenschmelzen von Schwefel u. E. bildet; schwarzgraues Pulver, das sich in Säuren nicht ohne Abscheidung von Schwefel auflöst. Ein Gemenge von Schwefel u. Eisenfeile erhitzt sich in Berührung von Wasser u. Luft, nimmt Sauerstoff auf u. verwandelt sich in schwefelsaures Salz. Dies hat man, indem man das Gemisch mit Erde bedeckte, zur Darstellung eines feuerspeienden Berges im Kleinen, einer physikalischen Spielerei, benutzt. Durch Schmelzen von Eisenoxyd mit Schwefel u. Abscheiden des überschüssigen Schwefels erhält man eine dunkle, kastanienbraune, magnetische, wie Zunder brennbare Verbindung, die sich in Säuren langsam, ohne Abscheidung von Schwefel zu Oxydulsalz auflöst. Eine sehr geringe Beimischung von Schwefeleisen macht das E. rothbrüchig.

i) Mit Selen verbindet sich das E. direct, wenn Selendämpfe über heiße Eisenfeile geleitet werden, unter Feuererscheinung. Die Verbindung ist gelblichgrau, metallglänzend, hart u. spröde, vor dem Löthrohr schmilzt sie zu einer schwarzen, spröden Masse (selensaures Eisenoxydyl?) unter Entwickelung von Selensuboxyd; löst sich in Salzsäure unter Entwickelung von Selenwasserstoffgas u. bei Zutritt der Luft mit rother Trübung auf.

k) Mit Phosphor; aa) Eisenphosphür (Phosphoreisen), Fe4P, entsteht, wenn man Phosphordämpfe über glühendes E. leitet, od. phosphorsaure Salze mit E. u. Kohlen zusammenglüht. Eine stahlgraue, im Bruche weiße, spröde Masse von 6,7 specifisches Gewicht. Mit E. läßt es sich in jedem Verhältnisse zusammenschmelzen u. macht dasselbe bei mehr als 0,3 Proc. kaltbrüchig, d.h. in der Kälte spröde u. leicht zu zerbrechen; 1 Proc. Phosphor macht das E. gänzlich unbrauchbar; bb) Eisenphosphid, Fe3P2, wird in Form einer pulverigen Masse erhalten, wenn man Phosphorwasserstoff über schwach erhitzten Schwefelkies leitet.

l) Mit Kohlenstoff. Wird E. mit Kohle umgeben, längere Zeit einer hohen Temperatur ausgesetzt, so erfolgt die Verbindung beider, u. das E. nimmt auf diese Weise ungefähr 7 Proc. Kohlenstoff auf. Eine constante Verbindung läßt sich auf diese Weise nicht erzeugen, weil sich jedenfalls das[567] bestimmte Kohleneisen in jedem Verhältnisse mit dem reinen E. mischt. Bestimmte Verbindungen erhält man aber durch Glühen von Ammoniumeisencyanür, wo die Verbindung, FeC2, u. durch Glühen von Berlinerblau, wo der Körper, Fe4C3, zurückbleibt. Ehemals hielt man den Graphit für die kohlenstoffreichste Verbindung des E-s mit Kohlenstoff. In dem Roheisen, Stahl u. Schmiedeeisen sind ebenfalls constante Kohlenverbindungen enthalten, so hat weißes Roheisen die Zusammensetzung Fe4C; in dem grauen Roheisen ist die Verbindung FeC3 enthalten u. in dem übrigen E. vertheilt.

m) Eine Verbindung des E-s mit Bohr existirt, ist aber noch nicht im reinen Zustande dargestellt worden. Es ist zu vermuthen, daß eben so wie der Kohlenstoff auch das Bor sich mit dem E. zu einem dem Stahl ähnlichen Körper verbinden kann.

n) Mit Metallen vereinigt sich das E. ziemlich schwierig, es entstehen daraus die Eisenlegirungen; aa) Kaliumeisen bildet sich bisweilen bei Bereitung durch Glühen von Kali mit E. in eisernen Röhren, weißer als E., dehnbar, weich, schmelzbarer als E., an der Luft sich oxydirend; bb) auch mit Baryum, Magnesium u. Beryllium, vereinigt sich das E. in der Weißglühhitze; ebenso cc) mit Aluminium. Eisenaluminium ist weißer als E. u. zersetzt sich in Wasser. Kohleneisenaluminium bildet sich beim heftigen Weißglühen eines sehr kohlenhaltigen E-s u. Thonerde, ist sehr spröde, weiß, enthält 6,4 Proc. Thonerde, liefert mit Stahl zusammengeschmolzen ein dem indischen Stahl ähnliches Gemisch; dd) Titaneisen: grau; ee) Tantaleisen: dem Gußeisen ähnlich, doch nicht krystalinisch; ritzt Glas; ff) Molybdäneisen: blaugrau, hart, spröde, feinkörnig; gg) Kobalteisen: sehr hart, schwer zerbrechlich; hh) Wismuthutheisen: spröde, wird vom Magnet angezogen; ii) mit Zink verbindet sich das E. schwierig zu einer weißen, etwas dehnbaren Legirung. Es schützt das damit überzogene E. vor dem Verrosten; kk) Zinn vereinigt sich mit E. in mehrere Verhältnisse, 22 Zinn u. 1 E. ist härter als Zinn, magnetisch; 2 E. u. l Zinn ist weiß hart, etwas streckbar, streng flüssig; E. u. Blei vereinigen sich schwierig; ll) Nickeleisen findet sich im Meteoreisen, ist auch leicht künstlich in verschiedenen, mit reinem u. mit Kohlenstoffeisen darzustellen. 1 Nickel gibt mit 8–10 Stahl eine damascirte, leichter als reiner Stahl rostende Legirung; mm) Kupfer u. E. vereinigen sich schwer zu einer grauen, wenig dehnbaren, streng flüssigen, selbst bei 1/10 E. noch magnetischen Legirung, welche das E. rothbrüchig macht; nn) Silbereisen, ist sehr hart, von dichterem Gefüge als reines E. 1 Silber mit 500 Stahl zusammengeschmolzen, macht denselben härter, seiner u. besonders zur Fertigung von seinen, schneidenden Instrumenten geschickt; oo) Goldeisen: 1 Gold 4 E. ist silberweiß; 1 Gold 1 E. grau; 11 Gold 1 E. gelblich gran, dehnbar, hart von 16,885 specifischem Gewicht; pp) mit Quecksilber vereinigt sich das E. sehr schwierig; nach Böttcher stellt man Eisenamalgam auf die Weise dar, daß man 1 Theil Eisenpulver, 2 Theil Quecksilberchlorid u. 2 Theile Wasser unter Hinzufügung von einigen Tropfen Quecksilber zusammenbringt; qq) Rodium liefert mit 30–100 Stahl ein sehr hartes u. hinlänglich zähes Gemisch, das zum Anlassen einer 39° höheren Temperatur bedarf als der gemeine, u. 17° mehr als der indische Stahl; rr) gleiche Gewichtstheile Platin u. E. geben vor dem Knall (gasgebläse unter lebhaftem Funkensprühen eine glänzende, sehr dehnbare, harte, kaum von der Feile angreifbare Legirung; ss) das Palladiumeisen ist spröde; tt) Chrom, 1 bis 2 Proc., macht den Stahl härter.

II. (Min.). Das Eisen kommt in der Natur vor: A) als gediegenes E., es krystallisirt in regulären Oktaedern, ist spaltbar nach den Würfelflächen, im Bruch hakig, spec. Gewicht 7–7,8, hat die Härte des Feldspaths, stahlgraue, ins Weißliche fallende Farbe, läuft schwarz an, wird vom Magnet stark angezogen; enthält oft auch Nickel, Chrom u.a.; sehr strengflüssig; in Salzsäure auflöslich. Man unterscheidet a) Tellurisches E. (gegrabenes, terestrisches od. fossiles E.), krystallisirt od. in Körnern u. Blättchen, auch derb u. eingesprengt, ist oft ganz rein, zuweilen kohlenstoffhaltig, selten findet sich darin Blei u. Kupfer. Es kommtbei Groß-Camsdorf in Thüringen, Minas Geraës in Brasilien, Kanaan in Connecticut, im Goldsand am Altai u. im Platinsand des Ural vor; b) Meteoreisen (MeteorischesE.); dieses ist kosmischen Ursprungs (s.u. Meteorsteine) u. findet sich oft in großen Klumpen an der Erdoberfläche, bildet zackige, zellige u. poröse in den Meteorsteinen eingesprengte Massen, enthält in der Regel Nickel (3–8 Proc., selten 20 Proc.), zuweilen auch Kobalt, Chrom, Zinn, Kupfer, Mangan in Molybdän. Zu Hraschina bei Agram in Kroatien fiel 1751 ein Stück von 71 Pfd.; durch besondere Größe u. Schönheit zeichnen sich bes. die Eisenmassen von Braunau u. Seläsgen, der Gegend des Jenisey u. des Sisim aus, ferner die von Krasnojarsk, 1600 Pfd. schwer, die bei Lenardo in Ungarn von 194 Pfd., in Mexico mehrere Klumpen von 20–30 Centn., in Louisiana von 3000 Pfd. am Flusse Bendegô in Brasilien von 17,000 Pfd. etc. kleinere Massen sind häufiger u. sollen bes. auf dem Maguragebirge in Ungarn, in Südmerika u. Südafrika in großer Menge gefunden werden. B) Sehr häufig tritt das E. als Bestandtheil anderer Mineralien auf, die oft so reich daran sind, daß sie mit Vortheil zur Gewinnung des Eisens benutzt werden können u. daher Eisenerze (s.d.) genannt werden.

III. (Techn.). Das E. ist das wichtigste u. unentbehrlichste von allen Metallen, da es die erste Bedingung des gesammten Eisenbahn-, Fabrik- u. Gewerbetriebes ist u. den bedeutendsten Einfluß auf dessen weitausgedehnten Umfang u. den hohen Stand seiner gegenwärtigen Vervollkommnung gehabt hat; bei Ausübung der Landwirthschaft durch die daraus verfertigten Werkzeuge u. Geräthschaften durchaus unentbehrlich ist u. überhaupt eine so vielfältige Anwendung u. Verarbeitung findet, daß es allen Ständen der bürgerlichen Gesellschaft zum Gebrauche dient. Der Grund, daß das E. aber eine so mannichfaltige Anwendung findet u. immer gefunden hat, liegt außer seiner Wohlfeilheit in seinen Eigenschaften, da es sich sowohl durch Härte u. Festigkeit (ein Eisendraht von 1/10 Zoll Dicke trägt eine Last von 450 Pfd., ohne zu zerreißen), als auch durch Elasticität, Zähigkeit u. Geschmeidigkeit auszeichnet. Das technisch angewendete E. ist nie chemisch rein, sondern enthält außer Kohlenstoff auch noch kleine Mengen[568] anderer Körper. Je nach dem (Gehalt des E-s, an Kohlenstoff unterscheidet man hauptsächlich 3 Arten desselben, als: Guß- od. Roheisen, das an Kohlenstoff reichste; Schmiede- od. Stabeisen, das an Kohlenstoff ärmste; u. Stahl, welcher in der Mitte zwischen beiden steht.

A) Das Roh- od. Gußeisen ist bei starker Weißglühhitze (1224° R.) schmelzbar u. hat ein Gewicht von 400–475 preuß. Pfund per Cubikfuß; hat aber einen so großen Gehalt an Kohlenstoff (chemisch gebundener Kohlenstoff 0,5–2 Proc., mechanisch beigemengten als Graphit 1,3–3,7 Proc.), daß es seine Dehnbarkeit u. Geschmeidigkeit fast ganz verliert u. sich spröde u. brüchig zeigt. Dieser Überschuß an Kohlenstoff muß ihm daher fast ganz entzogen werden, wenn es in Stabeisen, u. zum großen Theile, wenn es in Stahl verwandelt werden soll. Wiewohl das Roheisen seiner Beschaffenheit nach (an Farbe, Härte, Sprödigkeit u. Bruch) sehr von einander abweicht, so lassen sich doch 2 Hauptarten unterscheiden, nämlich weißes u. graues Roheisen. a) Weißes Roheisen (Hartfloß, Fonte blanche, Forgepig) enthält allen Kohlenstoff (4–5 Proc.) chemisch mit dem Eisen verbunden, hat im Zustande der vollkommensten Ausbildung eine silberweiße Farbe mit starkem Glanze u. spiegelnden Flächen, weshalb es auch Spiegeleisen (Spiegelfloß), u. wegen seiner Benutzung zu Stahl Rohstahleisen genannt wird. Geht die Farbe ins Bläuliche u. Bläulichgraue über, u. zeigt sich nur noch ein strahlig-faseriges Gefüge, so bildet sich das blumige Floß (blumige Eisen). Eine 3. Abart, die am häufigsten vorkommt, ist das grelle Roheisen (Weißeisen). Die weiße Farbe hat. hier eine starke Beimischung von Grau u. man nimmt auf der Bruchfläche kein bestimmtes Gefüge wahr. Bei noch größerer Abnahme der weißen Farbe, so daß sie ins Bläulichweiße übergeht, u. wenn die Bruchflächen anfangen zackig zu werden u. sich viele Zwischenräume zeigen, gibt dies ein eignes Roheisen, welches weder zu dem weißen (dem es gewöhnlich beigezählt wird), noch zu dem grauen zu rechnen ist, das luckige (löcheriche) Floß. Das sogenannte weißgraue od. halbirte Roheisen steht in der Mitte zwischen dem Spiegel- u. blumigen Floß. b) Graues Roheisen (Weichfloß, Fonte grise, Foundry pig) enthält nur wenig chemisch gebundenen Kohlenstoff (0,5–2 Proc.), aber viel mechanisch beigemengten (1,3–3,7), zeigt alle Farbenstufungen zwischen dem dunkelsten Schwarz u. lichten Grau, u. ist weit weniger hart als das weiße. Je dunkler sein Grau fällt, desto leichter läßt es sich bearbeiten, dagegen aber ist solches um so weniger möglich, je lichter grau die Farbe ist. Die Härte des weißen Roheisens ist so groß, daß es von der besten englischen Feile nicht angegriffen wird; die Härte des Spiegeleisens übertrifft die des härtesten Stahles. Zur Gewinnung des Roheisens werden die Erze einem reducirenden Schmelzproceß unterworfen, bei welchem es zugleich darauf ankommt, eine hinreichende Menge Kohlenstoff zur Bildung eines leicht schmelzbaren Kohlenstoffeisens zuzuführen. Vorher aber ist es nöthig, die Erze durch eine möglichste Auflockerung u. Zerkleinerung der Einwirkung der Reductionsmittel zugängig zu machen. Man erreicht dies durch das Verwittern, Rösten u. Pochen. Das Verwittern besteht darin, daß die Erze längere Zeit an die Luft gelegt werden, wobei eine höhere Oxydation des in den Erzen als Oxydul enthaltenen E-s u. in Folge dessen ein Zerfallen der Erze erfolgt. Auch werden durch die Verwitterung die Schwefelmetalle zu schwefelsauren Salzen oxydirt u. diese durch das Regenwasser fortgeführt. Das Rösten, Erhitzen der Erze unter Zutritt der Luft, geschieht entweder in Haufen od. in Schachtöfen; im erstern Falle schichtet man die Erze mit Holz- od. Steinkohlen, welche man in Brand steckt; zuweilen sind solche Haufen auf drei Seiten mit Mauern umgeben u. heißen dann Stadeln. Das Pochen geschieht entweder mittelst Hämmer (Fäustel) durch die Hand od. mittelst Pochhämmer, Stempel od. Quetschwalzen; man zerkleinert die Erze in 1–4 Cubikzoll große Stücken. Pulverförmige Massen (todtgepochtes Erz) können nicht in den Ofen gebracht werden, weil diese zusammensintern u. den Ofen ersticken. Hierauf folgt das Gattiren, d.h. eine Mischung der reicheren u. ärmeren Erze, so daß ein Gemisch (Gattirung) von etwa 50 Proc. Eisengehalt entsteht. Beim Ausschmelzen des E-s aus den Erzen muß nun auch dafür gesorgt werden, daß sich die kieselsauren Verbindungen u. erdigen Beimengungen derselben ir eine flüssige Masse (Schlacke) verwandeln u. sich leicht von dem geschmolzenen Eisen trennen lassen. Daher beschickt man die Erze, d.h. man vermengt sie mit solchen mineralischen Substanzen (Zuschlägen, Flüssen), welche eine leicht schmelzbare Schlacke bilden u. zugleich gewisse schädliche Beimengungen, wie Schwefel u. Phosphor, absorbiren. Die dazu gebrauchten Mineralien sind bes. Quarz, Thonschiefer, Kalkstein, Thonmergel, Flußspath, Basalt etc. Das eigentliche Ausbringen des E-s aus den Erzen geschieht in den sogenannten Hohöfen (s.d.), aus denen das geschmolzene Metall durch eine Öffnung am Boden, Stichöffnung, abfließt, während der Ofen in Gang bleibt u. von oben her immer von Neuem mit Kohlen u. Erz beschickt wird. Man läßt das flüssige Eisen in Formen erkalten u. gewinnt auf diese Weise Mulden (Flossen), Barren (Gänze) od. Platten (Blatteln) von Roheisen, welche entweder zur Stabeisenfabrikation od. zur Herstellung von gußeisernen Gegenständen verwendet werden.

B) Stab-(Schmiede-) eisen (fr. Eer, engl. Soft iron). Das gewöhnliche Stabeisen hateine hellgraue Farbe u. einen sehnigen u. hakigen Bruch; sein specifisches Gewicht beträgt 7,3–7,9, ein Cubikfuß wiegt also ungefähr 514 preuß. Pfund. Es ist so äußerst strengflüssig, daß es nur in kleinen Quantitäten bei den heftigsten Hitzgraden geschmolzen werden kann, dagegen läßt es sich in starker Rothglühhitze durch Schmieden gestalten, u. bei lebhaftem Weißglühen wird es so weich, daß es schweißbar (fest mit einander zu vereinigen) ist. Kalt läßt sich das Schmiedeeisen biegen u. hämmern, mit Feile, Meißel u. Dreheisen, mit Hobelmaschine etc. bearbeiten. An absoluter u. relativer Festigkeit übertrifft es das Roheisen. In der Weißglühhitze (Schweißhitze) hat es eine Temperatur von 1400°, bei 2000° schmilzt es. Beigemengter Phosphor macht es kalkbrüchig, Schwefel rothbrüchig, Silicium faulbrüchig, durch Calcium wird es hadrig, d.h. es verringert sich die Schweißbarkeit u. Festigkeit. Die Herstellung des Stabeisens geschieht im [569] Wesentlichen auf 2 verschiedene Arten. Entweder erzeugt man aus den Erzen unmittelbar ein hämmerbares Product (Rennarbeit) od. man verwandelt das durch den Hohofenproceß gewonnene Roheisen in Stabeisen (Frischproceß). a) Rennarbeit (Luppenfrischen), wird gewöhnlich nur bei der Eisengewinnung in kleinerem Maßstab angewendet, bes. da, wo das Gußeisen keinen vortheilhaften Absatz findet u. man hinreichend reine Erze zur Verhüttung hat. Sie besteht im Wesentlichen darin, daß man die Erze mit Kohlen in niedrigen Ofen (Stücköfen, Wolfsöfen, Blaseöfen, Blauöfen, Floßöfen) schichtet, die mit Hülfe eines Gebläses erhaltene Eisenmasse noch glühend aus dem Ofen nimmt u. einem Frischproceß (s. unt.) unterwirft. Diese Methode der Stabeisengewinnung war früher ganz allgemein, ist aber nach der Einführung der Hohöfen fast gänzlich außer Anwendung gekommen, nur in einigen Gegenden Galiziens, in den Pyrenäen, an einigen Orten Italiens u. Schwedens wird sie noch ausgeführt; b) Frischproceß, Frischen; das Frischen hat den Zweck, den Kohlenstoffgehalt des Roheisens zu verringern, besteht daher im Wesentlichen aus einem oxydirenden Schmelzproceß; es geschieht dies entweder in Herden unter Mitwirkung eines Gebläses od. in Flammenösen (Puddelöfen) mit hoher Esse. aa) Frischen in Herden; wenn man weißes, garschmelzendes Roheisen verfrischt, so unterwirft man es zuweilen vorher einer Röstung (Braten) u. nennt den Frischproceß dann die Bratfrischschmiede; häufig frischt man auch ohne diese Vorbereitung, dann spricht man von Einmalschmelzerei. Graues, rohschmelzendes Roheisen, frischt man entweder in einem Herde (deutsche Frischarbeit) od. in 2 Herden (Zerrennen). Das Frischen selbst erfolgt so, daß man auf dem Frischraum (s.u. Frischherd) ein Kohlenfeuer anmacht, dann eine Quantität Garschlacke (basisch kieselsaures Eisenoxydul = 6 FeO, SiO3) od. Hammerschlag u. eine entsprechende Menge (2._– 3 Ctnr.) Roheisen aufgibt u. nun darauf achtet, daß das E. zu einer steifen Masse zusammenschmilzt (Gargang) u. sich nicht im geflossenen Zustande auf dem Boden befindet (Rohgang). Dieses erste Niederschmelzen nennt man Roheinschmelzen. Hierauf werden die Schlacken abgelassen, das E. auf die Herdfläche gebracht (Rohaufbrechen) u. der Frischraum mit neuen Kohlen gefüllt, worauf ein abermaliges Schmelzen (Halbgareinschmelzen) vorgenommen wird. Ist dieses beendigt, so folgt das Garaufbrechen u. endlich das Gareinschmelzen. Die so gewonnene Eisenmasse (Deul, Luppe, Massel) wird aus dem Feuer genommen u. von einem großen durch Wasserkraft in Bewegung gesetzten Hammer zu einem parallelepipedischen Stück geschmiedet (Zängen), welches man nachher in mehrere Theile (Schirbel) zertheilt, diese weißglühend macht u. zu Stäben schmiedet od. walzt. Das Zängen hat zugleich den Zweck, die dem E. noch beigemengten Schlacken herauszuquetschen. Statt der Hämmer wendet man auch eigene Maschinen, Luppenquetschmaschinen (s.d.) an, mit denen ein besseres Durchkneten des E-s u. daher ein reineres Product erzielt wird. Auch wird ein Eisen von vorzüglicher Güte gewonnen, wenn man unter die ausströmende Masse des gareingeschmolzenen Eisens einen geschmiedeten Eisenstab hält u. deuselben dreht, so daß das Eisen erkaltend einen Kolben (Anlaufkolben) um den Stab biltdet. Diesen Proceß nennt man Anlauffrischen od. Anlaufenlassen. bb) Frischen in Flammenöfen (Puddeln). Zum Puddeln kann sowohl weißes als graues Roheisen angewendet werden, das erste ist aber vorzuziehen; man erhält es entweder gleich als solches aus dem Hohofen od. gewinnt es aus dem grauen durch das Fein- od. Raffinirschmelzen in Fein- od. Rassinirherdeu mit Gebläse. Man schichtet die Roheisengänge mit Coaks, nachdem der Ofen angewärmt ist, u. setzt das Gebläse in Gang, worauf die Schmelzung leicht erfolgt; man rührt die flüssige Masse öfters um u. sticht sie in feuchten Sand od. gußeiserne Formen ab. Das Puddeln erfolgt so, daß man 3–400 Pfd. E. auf dem Herd eines Flammenofens (Puddelofen, s.d.) bei Luftzutritt so lange erhitzt, bis es breiartig zu werden anfängt, dann schließt man die Öffnungen, wendet das E. u. verbreitet es gleichförmig über den ganzen Herd, man fährt mit dem Durcharbeiten fort, bis das E. sandartig erscheint, es zerfällt in viele kleine Brocken, die nicht den nöthigen Hitzegrad besitzen, um an einander anzuschweißen. Nachdem die Schlacken entfernt sind, gibt man schnell eine starke Hitze u. sucht die einzelnen Brocken zu Klumpen (Balls) zu vereinigen, welche aus dem Ofen genommen u. unter Hämmern u. Luppenquetschmaschinen gezängt werden, wodurch die Masse dichter u. die Schlacken ausgepreßt werden. Die so zubereiteten Balls werden in besonderen Schweißöfen, niedrigen Flammenösen, weißglühend gemacht, unter dem Hammer zu parallelepipedischen Stücken geschlagen u. dann zu Stäben ausgewalzt. In der Form solcher Stäbe kommt das E. unter dem Namen Stabeisen od. Stangeneisen in den Handel. Bald ist der Querschnitt dieser Stäbe quadratisch (Quadrateisen), bald flach rechteckförmig (flaches E., Reifeisen, Bandeisen), bald kreisförmig (Rundeisen); dünne Stäbe, die nicht weiter glatt geschmiedet sind, heißen Zaineisen, Krauseisen, Knoppereisen. Seit dem Jahre 1856 hat man Versuche gemacht, Schmiedeeisen direct aus dem Roheisen zu gewinnen. Der Erfinder einer solchen Methode ist Bessemer. Doch hat sich gezeigt, daß das auf diese Weise gewonnene Fabrikat zwar eine dem Schmiedeeisen ähnliche, chemische Zusammensetzung, aber nicht die Textur desselben besitzt u. diese auch durch späteres Bearbeiten nicht erlangen kann, vielmehr stets körnig u. brüchig bleibt.

C) Der Stahl ist leichter schmelzbar als das Schmiede-, aber schwerer als das Gußeisen. Er ist schmied- u. schweißbar, fordert aber eine höhere Temperatur als das Stabeisen. Er vereinigt überhaupt die technisch wichtigen Eigenschaften des Roheisens mit denen des Schmiedeeisens. Durch Erhitzen u. Abkühlen kann man ihm verschiedene Grade der Härte u. Sprödigkeit geben. Der Cubikfuß Stahl ist 508 Pfd. schwer. Der Stahl wird entweder aus Roheisen durch theilweise Entziehung des Kohlenstoffs dargestellt, od. aus Schmiedeeisen durch Verbindung mit Kohlenstoff. Das Nähere s.u. Stahl.

Als Grundlage für die Darstellung des Eisens zu technischen Zwecken dienen die sogenannten Eisenerze (s.d.), aus welchen das Metall durch eine Anzahl auf einander folgender Operationen in den [570] Eisenhütten (s.d.) gewonnen wird. Die verschiedenen Handwerker (Eisenschmiede), welche das E. durch Glühen u. Hämmern in besonderen Werkstätten (Eisenschmieden) bearbeiten, theilen sich in Anker-, Huf-, Waffen-, Zeug-, Nagel- u. Hammerschmiede. Die Hammerbesitzer, die selbst Eisenfabriken haben, betreiben den Eisenhandel im Großen, die Eisenzeughandlungen, welche mit Stabeisen, Gußeisen u. gröbern Guß- u. Schmiedewaaren handeln (die eigentlichen Eisenhändler) u. die Engroisten, die das rohe E. in Quantitäten aus den Erzeugungsländern beziehen, u. die Eisenkrämer, die mit Werkzeugen, Gefäßen etc., aus E. bereitet, im Einzelnen handeln. Vgl. J. Wathner, Der vollständige Kenner der Eisenwaaren u. ihrer Zeichen etc., Grätz 1825.

IV. (Gesch.). Die Kenntniß des E-s u. die Verarbeitung desselben zu allerhand Gegenständen hat ihre ersten Anfänge schon im frühesten Alterthume. In der Bibel (1 Buch Mos. 4,22.) wird Tubalkain als Meister in allerhand Erz- u. Eisenwerke genannt. Fast jedes Volk nannte einen eigenen Erfinder der Verarbeitung des E-s, welcher dann auch wohl (wie Vulkan) als Gott verehrt wurde; die Phönicier 2 Brüder, die Phrygier den Delas, die Ägyptier den Phtha, die Kreter die Idäischen Daktylen, die italischen Völker die Kyklopen. Die älteren Chemiker zählten das E. zu den vollkommenen, aber unedlen Metallen u. legten ihm den Namen Mars u. das Zeichen, ♂ bei. Die Kunst des Eisengießens muß zwar schon im Alterthume bekannt gewesen sein, da aus E. gegossene Statuen des Aristonides von Plinius erwähnt werden; ihre jetzige hohe technische Vollkommenheit aber hat sie erst in der neuesten Zeit erlangt u. ist überhaupt bei uns vergleichungsweise noch nicht sehr alt. Denn da ohne Zweifel eiserne Kugeln, Granaten u. andere Kriegsmunition die ersten aus Roheisen gegossenen Gegenstände der neueren Zeit waren, die ersten eisernen Kugeln aber im Jahr 1495 in einem Kriege des Königs Karl VIII. von Frankreich gegen König Ferdinand II. von Neapel angewendet wurden, so dürfte die Kunst der Eisengießerei etwa in jene Zeitperiode zu setzen sein, od. da die Venetianer schon im Jahre 1378 sich eiserner Kanonen bedient haben sollen, doch nicht sehr früher, d.i. etwa gegen das Ende des 14. Jahrh.

V. (Med.). Auch in medicinischer Hinsicht ist E. ein wichtiges Mittel, bes. in Krankheiten von Erschlaffung der Fasern u. bei Schwächezuständen, in Substanz als Eisenfeile, sonst vorzüglich auch als Bestandtheile von Mineralwässern (Stahlwasser) u. in eigenen Präparaten für den inneren u. äußeren Gebrauch; s. Eisenpräparate.

VI. Literatur: Sveen von Riemann, Geschichte des E-s, aus dem Schwed. von C. J. B. Karsten, Liegn. 1814, 2 Bde.; C. J. B. Karsten, Handbuch der Eisenhüttenkunde, Halle 1816, 4 Thle., 3. Aufl. Berl. 1841, 5 Thle.; M. Wölfer, Modell- u. Musterbuch für Eisen- u. Stahlarbeiter, 2. Aufl. Quedlinburg 1833; C. Hartmann, Über die Erzeugung des Roh- u. Stabeisens in England, aus dem Engl., ebd. 1833; Derselbe, Lehrbuch der Eisenhüttenkunde, Berl. 1834; T. Gill, Handbuch für Eisen- u. Stahlarbeiter, aus dem Engl., 2. Aufl. Quedlinb. 1834; Le Blanc u. Welter, Praktische Eisenhüttenkunde etc., deutsch von C. Hartmann, Weim. 1837 ff., 2. Aufl. 1842 ff., 3 Bde.; E. Schweickhard, Das E. in historisch nationalökonomischer Beziehung, Tüb. 1841 etc.; P. Mischlen, Das deutsche Eisenhüttengewerbe, Stuttg. 1852; Kerl, Metallurgische Hüttenkunde, Freib. 1855; Hartmann, Grundriß der Eisenhüttenkunde, Berl. 1852; Derselbe, Handbuch der Roh- u. Stabeisenfabrikation, Lpz. 1853, 2. Aufl. Lpz. 1857; Derselbe, Vademecum für den Eisenhüttenmann, Lpz. 1855, Derselbe, Neueste Fortschritte der Roh- u. Stabeisenfabrikation, Lpz. 1857; Meidinger, Deutschlands Eisenproduction, Gotha 1857.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 564-571.
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