[301] Karelen (Karelier), ist der eine der beiden Zweige, in welchen die baltischen Finnen od. eigentlichen Finnen zerfallen. Während sich an die Hämäläiset od. Tavaster die Völkerschaften der Wessen od. Tschuden, der Woten od. Watjalaiset, die Esten od. Wirolaiset sammt den Liven anschließen, gehören zum Karelischen Zweig, außer den eigentlichen K., od., wie sich selbst nennen, Karjalaiset, noch die Sawolaxen u. Quenen od. Kainulaiset. Die K. hatten ursprünglich ihre Sitze an den Ufern der Dwina u. des Weißen Meeres, scheinen jedoch mindestens im 8. Jahrh. n.Chr. sich von dort über den Finnischen Landrücken bis rings um den Bottnischen Meerbusen auch über das nördliche Schweden ausgebreitet zu haben. In den Küstenländern des Bottnischen Meerbusens scheinen sie den Skandinaviern unter dem Namen der Quenen od. Kainulaiset, d.i. Flachländer, bekannt geworden zu sein, welcher Name noch jetzt in der Gegend von Torneå den westbottnischen Finnen beigelegt wird. Schon im 9. Jahrh. wurden die K., wenn auch unter sich stets wiederholenden Kämpfen, theils den Schweden, theils den Russen von Nowgorod tributpflichtig. Seit 1227 wurde das Christenthum unter ihnen verbreitet. Durch den Frieden von Nöteborg (1323) mußten die Russen einen großen Theil Kareliens an Schweden abtreten. Unter den K. hat sich die Finnische Sprache u. volksthümliche Literatur (s. Kalevala), sowie überhaupt die ganze Nationalität am reinsten erhalten. Außer im Großfürstenthum Finnland, wo etwa die Hälfte der finnischen Bewohner karelischen Stammes ist, wohnen auch noch in den benachbarten russischen Gouvernements viele eigentliche Karelier (171, 700), wozu noch als Unterabtheilungen Aürämöiset (29,400), Sawakoi (43,000) u. die Reste der Ingrier (s.d.) kommen. Ihre Sprache, s. Karelische Sprache.