[365] Kastanienbaum, guter (Castanea vesca Gaertn., Fagus Castanea L.), ansehnlicher Baum, im südlichen Europa ganze Wälder bildend, auch diesseit der Alpen, am Rhein, bei Heidelberg, bei Frankfurt häufig, bei uns in geschützter Lage durchwinternd. Er erreicht eine bedeutende Höhe u. Stärke, hat lichtbraune od. grauliche Rinde, 6 Zoll lange, 2 Zoll breite, länglich lanzettförmige, scharf gezähnte, lang gespitzte, glatte, liegende Blätter, ist einhäusig; die langen, weißlichen, übelriechenden, männlichen Kätzchen stehen in Blattachseln, unter ihnen die weiblichen Blüthen mit meist sechsfächerigen Fruchtknoten, 6 Narben; die von lederartiger, stachlicher, ungleich klaffender, mehre Fruchtknoten enthaltender, aus dem angewachsenen Kelche gebildeter Hülle umgebene Frucht, ist größer als eine Wallnuß u. enthält, wegen Verkümmerung der übrigen, blos 1 bis 3 fast herzförmige, auf der einen Seite erhabene, auf der anderen flache, mit einer braunen, lederartigen, innen faserigen Schale umgebene, süße, mehlige Samen (Kastanien, s.d.). Der Baum liefert, ausgewachsen, an 5600 Früchte. Das Holz ist fester als Eichenholz u. als Nutzholz sehr brauchbar; die Rinde dient zum Gerben. Die Fortpflanzung geschieht durch die Früchte, welche im Frühjahr in 3 Ellen von einander entfernte Furchen, 1 Fuß weit von einander, gelegt werden. Die jungen Pflanzen werden, wo es nöthig, den ersten Winter mit Reisig bedeckt. Der K. liebt trockenen, steinichten Boden. Unter den Kastanienbäumen ist vorzüglich am Ätna der Castagno de' centi caballi merkwürdig, welcher aus 5 Stämmen bestehend, 150 Fuß im Umfange hat u. in dessen hohlem Stamm Johanna von Aragonien einst mit 100 Rittern Platz gefunden haben soll. In seiner Höhlung wurde später ein Wirthshaus angelegt. Varietät: Zwergkastanienbaum, Fagus castanea pumila (Castanea pumila), buschartig, 6 Fuß hoch, die kegelförmigen Früchte hängen haselnußgroß traubenweise an einem Stiel, sind süßer als die guten Kastanien u. eine gute Speise. Vorzüglich zu Zierpflanzen geeignet.