Mingrelien

[295] Mingrelien (Mingreul), ehemals selbständiges Fürstenthum, welches seit 1804 unter russischer Oberherrschaft steht u. einen Theil (Gebiet) des russischen Gouvernements Kutais in Transkaukasien bildet, aber noch seine eignen erblichen Fürsten aus dem Hause Dadian hat. Die Einwohner, Mingrelier (in ihrer eignen Sprache Kadzariai), sind in Abstammung, Lebensart u. Bildung den Georgiern gleich, haben dieselbe Sprache, theilen sich in drei streng geschiedene Casten (Fürsten, Edelleute u. Gemeine), leben in despotischen Verhältnissen u. bekennen sich zur Griechischen Religion unter mehren Bischöfen. Ihr Fürst nannte sich vormals den Fürsten des Schwarzen Meeres u. residirt gegenwärtig als russischer Vasall in Sugdidi. Das Land ist zwar zum Theil gebirgig u. zum Theil morastig, bringt aber Getreide, Wein, Öl, Hirse (Hauptnahrungsmittel der Mingrelier), Pferde, Holz, Seide, Honig u. m.; theilt sich in das eigentliche M. (am rechten Ufer des Rioni, mit ungefähr 55–60,000 Ew.), wozu auch noch von Einigen Oditschi gerechnet wird, u. Letschgumi (Letschkom, 24,000 Ew.). M. gehörte vormals zu Georgien u. wurde in der Theilung dieses Landes 1241 zu Imerethi geschlagen, s. Georgien (Gesch.) V. Die Könige von Georgien hatten Gouverneure daselbst. Einer derselben, Dadian, machte sich unabhängig u. war der Stammvater der jetzigen Fürsten von M.; später verlor M. seine Selbständigkeit an die Perser u. wurde von diesen auf das Härteste bedrückt. Seit 1804 endlich ist es Rußland unterthan u. in der Folge mit dem Gouvernement Kutais vereinigt worden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 295.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika