Mutterkranz

[598] Mutterkranz (Pessarium), Vorrichtung, um die hervorgesenkte Gebärmutter in der richtigen Lage zu halten. Die Mutterkränze werden aus Holz, Kork, Wolle, Leinwand, Schwamm, Glas, Metall, mit Wachs od. Kautschuk überzogen od. aus letzterem Stoffe, sowie aus Guttapercha gefertigt. Ebenso verschieden ist ihre Gestalt. Die gebräuchlichsten sind die ovalen Mutterkränze aus Holz, Kork od. Leder, in der Mitte mit einem Loch versehen u. mit Wachs od. Kautschuk überzogen; auch ganz von hohlem Kautschuk gefertigt. Sämmtliche ovale Mutterkränze haben den Nachtheil, daß sie bei längerem Gebrauch leicht Entzündungen der Scheidenwände erregen. Besser sind die Mutterkränze, welche von dem Patienten leichter, theils zum Zweck der Reinigung, theils um den dadurch bedingten Druck auf die Weichtheile aufzuheben, entfernt werden können. Dazu hat man verschiedene künstliche Apparate construirt, so: Cilian's Elytromochlion, Deleau's Porte-pessaire, Zwank's Hysterophor u.a. Neuerdings wendet man eine vulkanisirte Kautschukblase von 2–4 Zoll Durchmesser an, welche mit einem 4 Zoll langen, dünnen Halse versehen u. an dessen Ende eine Pipekte mit Messing u. ein Ring zur Durchführung eines Seidenbandes angebracht ist. Diese Mutterkränze üben nur einen gleichmäßigen Druck aus, können von dem Kranken[598] jederzeit selbst entfernt u. wieder eingebracht werden u. werden von dem Scheidenschleim nicht angegriffen. Theils um das zeitweise Entfernen der Mutterkränze zu erleichtern, theils um den Druck der Scheidenwände gegen die Beckenknochen zu vermeiden u. den Stützpunkt nach außen hin zu verlegen, erfand man die gestielten M-e in verschiedenen Abänderungen, welche früher fast nur durch einen einfachen Beckengürtel befestigt wurden, während man sie jetzt mit Tragapparaten versieht. Den Übergang zu den gestielten bilden die cylinderförmigen M-e, welche meist durch eine Binde befestigt werden müssen. Wenn wegen Empfindlichkeit der Geschlechtstheile od. sonst keine inneren Mutterkränze in Anwendung gebracht werden können, so muß man zu einem äußeren Stützapparat schreiten, welcher jedoch nur geringe Erleichterung schafft.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 598-599.
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