Posse [1]

[410] Posse, ein Erzeugniß der heitern Laune, in welchem an sich Unwürdiges, Gemeines od. Beschränktes, aus seinem natürlichen Zusammenhang herausgehoben, in eine Ideenverbindung gebracht erscheint, in welcher es die Einbildunskraft anregt, ohne das Gemüth zu verletzen, u. meist durch lächerliche Übertreibungen u. Verdrehungen komisch wirkt, ohne selbst gemein zu werden. Wer P-n mit Fertigkeit in das Leben einzuflechten versteht, bewährt damit immer ein Talent, obgleich das Wort: Possenreißer u. Possenreißerei mehr in verächtlichem Sinne in Gebrauch ist u. letzteres auch eine allzuhäufige Anwendung der P. bezeichnet. Es wird dazu ein eigner Verein von Lebhaftigkeit des Geistes, körperlicher Gewandtheit, Witz u. Scharfsinn erfordert, welcher sich aber mehr als ausgebildeter Tact, als in Bündigkeit des Urtheils darlegt. Auf ihrem höchsten Gipfel tritt sie selbst in die Reihe der Künste ein, wie in den dramatischen Leistungen der Komiker, s. Possenspiel u. Pantomimen; in das größere Weltleben ist sie durch die Carnevallustbarkeiten bes. der südlichen europäischen Völker aufgenommen. Possenhaft, nennt man den am unrechten Ort angebrachten u. namentlich an das Gemeine u. Läppische anstreifenden Scherz.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 410.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: