[795] Stesichŏros (d.i. Choraufsteller), eigentlich Tisias, griechischer Lyriker aus Himera, dessen Familie aus Unteritalien stammte; geb. um 643 v. Chr, In seiner Jugend soll, als er einst schlief, sich eine Nachtigall auf seinen Mund gesetzt u. lieblich gesungen haben. Wegen seines Spottgedichts auf Helena soll er blind, u. nachdem er eine Palinodie auf dieselbe gedichtet hatte, wieder sehend geworden sein. Da er seinen Mitbürgern in Bezug auf den Tyrannen Phalaris die Fabel vom Hirsch u. Pferde gedichtet hatte, fiel er bei demselben in Ungnade, söhnte sich jedoch später mit ihm aus. S. st. in hohem Alter um 560 in Catana u. seine Mitbürger ließen ihm hier u. in Himera Bildsäulen errichten, welche letztere Verres unter andern Kunstwerken raubte. In seinen Gedichten behandelte er epische Stoffe in lyrischer Form, welche sich der chorischen Darstellung anschlossen, so die Zerstörung Trojas, die Orestia, Skylla, Eriphyle etc.; sein Dialekt war der epische, jedoch mit Dorismen untermischt; sein Versmaß (Stesichorischer Vers) war der katalektische Heptameter; in seinen Chorgesängen fügte er der Strophe u. Antistrophe zuerst die Epode bei. Von den 26 Büchern seiner Gedichte sind nur noch Fragmente übrig, herausgegeben in der Sammlung der lyrischen Dichter von H. Stephanus, Par. 1560; in Gaisfords Poetae gr. minores; in Schneidewins Delectus poesis Graecorum, Gött. 1839, u. im 2. Thl. von Bergks Poetae lyrici graeci, Lpz. 1853; einzeln von A. Suchfort, Gött. 1711; von Kleine, Berl. 1828; deutsch von Weber in den Elegischen Dichtern der Griechen, 1826; vgl. Kleine, De vita et poesi Stesichori, Jena 1825. Außer diesem ältern S. werden in Himera noch in der ersten Hälfte des 5. u. des 4. Jahrh. v. Chr. Dichter dieses Namens erwähnt u. der Name S. auch mit dem Verfertiger der Ilischen Tafel (s.d.) in Verbindung gebracht, nur weiß man nicht, ob dieselbe nach der Angabe des Dichters S. aber von einem Künstler S. angefertigt worden ist.